Gewerbetreibende fordern Unterstützung von Stadt

Oerlinghausen. Die Stimmung unter den Gewerbetreibenden der Adolf-Sültemeier-Straße ist aufgeheizt. Sie fühlen sich nicht ernst genommen, nicht früh genug und falsch informiert. Das Abwasserwerk hatte in einem Schreiben vom 25. Mai darüber informiert, dass bereits in der Woche ab dem 12. Juni in einem zweiten Bauabschnitt der Kanal an der Adolf-Sültemeier-Straße saniert werden soll und die öffentlichen Parkflächen vor den Häusern von der Hausnummer 10 bis 18 während der gesamten Bauzeit nicht erreichbar sind. Bei einer Infoveranstaltung ist vor Ort informiert worden. Fast zeitgleich hat die Ratssitzung stattgefunden.

Betriebsleiter Michael Benneker, sein Stellvertreter Achim Düsterwald und Sebastian Walther stellen sich den Fragen der Gewerbetreibenden ebenso wie Mark Metzger, Inhaber des ausführenden Bauunternehmens Vollmer aus Steinhagen, und Bauleiter Bernhard Suppan, der in Oerlinghausen lebt. Vor der Zusammenkunft, die ausdrücklich nur als Austausch mit den Gewerbetreibenden gedacht war, hatte die Interessengemeinschaft Oerlinghausen (IO) offensiv über die sozialen Medien auf die Veranstaltung hingewiesen und, wie von einem Anwesenden zu hören war, auch Zettel verteilt. Der Kreis der Anwesenden bleibt dennoch überschaubar, die Vorwürfe der Betroffenen sind umso vernehmbarer.

Vorwürfe sind vernehmbar Dass die Arbeiten geschätzte fünf Monate dauern könnten, Arztpraxis, Apotheke, Friseur, Restaurant Mikado und Ostheopathie-Praxis Kran während dieser Zeit nur eingeschränkt zu erreichen sind, sorgt für großen Unmut. Bernhard Suppan erläutert, dass für die Arbeiten große Gerätschaften und schweres Material eingesetzt werden müssen. Zwei tonnenschwere Bagger, Lkw, eventuell ein Kranwagen, Schotter, Sand, Container. &bdquo;Da muss ein enormer Aufwand betrieben werden.“ Dreieinhalb bis vier Meter tief müsse man gehen. Deshalb müsse die Parkplätze gesperrt werden, &bdquo;der Fußweg vor den Geschäften bleibt aber frei“, hebt Suppan hervor.&bdquo;Für die Gewerbetreibenden ist das eine schwierige Situation“, sagt der Bauleiter, &bdquo;für uns aber auch.“

Die Betroffenen dringen darauf, dass ein Kompromiss gefunden wird, die Bauarbeiten in Etappen stattfinden oder auf der Rasenfläche auf der gegenüberliegenden Seite der Straße Parkflächen als vorübergehender Ersatz geschaffen werden. Mit dem Verlegen von Metallplatten auf dem Rasen müsse das möglich sein, glauben sie. Michael Benneker entgegnet, dass dort die Wohnbau Lemgo zuständig sei, unter der Rasenfläche zudem eine Gashochdruckleitung von Westnetz liege. &bdquo;Wenn dort ein Leck entsteht, ist der ganze Block weg“, weist er auf die hohe Gefahr hin. &bdquo;Warum sind denn dort beim ersten Bauabschnitt alle möglichen Materialien gelagert worden“, fragen sich einige Anwesende. Sie erinnern außerdem daran, dass seinerzeit vor dem Netto-Markt auch in Abschnitten gearbeitet worden sei und fragen sich: &bdquo;Warum ist das bei uns nicht möglich?“ Die Antwort liefern sie gleich mit: &bdquo;Weil wir Südstädter sind.“ Und die werden ihrer Wahrnehmung nach immer benachteiligt.

Sorgen sind nachvollziehbar Michael Benneker und auch Mark Metzger betonen, dass sie die Sorgen der Gewerbetreibenden durchaus nachvollziehen können, verweisen aber auch auf strenge Vorschriften, die sie einzuhalten haben. Die Parkplätze sind das zentrale Problem. Schon jetzt sei die Situation höchst problematisch, berichtet eine Anwohnerin der Felix-Fechenbach-Straße, die eine Verlagerung dorthin feststellt. Vor der Geschäftszeile stehen die Autos nicht nur auf den gekennzeichneten Parkflächen, sondern auch auf der gegenüberliegenden Seite. Noch kurz vor der Infoveranstaltung nimmt die Polizei eine Schadenmeldung auf. Apothekenleiterin Maja Jovanovic und auch Hausärztin Lydia Kuhlmann dringen darauf, dass das Abwasserwerk Kontakt mit der Wohnbau Lemgo aufnimmt und mit dem Ordnungsamt. &bdquo;Bitte tun Sie etwas für die Südstadt“, appellieren sie und ernten Applaus von den Mitstreitern.

Vertreter von Grünen, FDP und die Vorsitzende des Betriebsausschusses, Angelika Lindner (CDU), sind in der ersten knapp halben Stunde bis zum Beginn der Ratssitzung vor Ort. &bdquo;Es wären gerne noch mehr Politiker gekommen“, sagt Maja Jovanovic. Dass dies wegen der parallel laufenden Ratssitzung nicht möglich sei, empfinden die Betroffenen als &bdquo;abgekartetes Spiel“. Auch, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt, sich weiter gegen das aus ihrer Sicht nicht korrekte Vorgehen zu wehren, kritisieren sie scharf. Bauleiter Suppan entgegnet, dass ein zunächst angedachter Baubeginn im September sehr wahrscheinlich dazu geführt hätte, dass die Baustelle über den Winter hinweg noch viel länger bestehen würde. Ein Ausbau Schritt für Schritt würde die Arbeiten ebenfalls in die Länge ziehen.

Die Gewerbetreibenden sind sich am Ende einig: &bdquo;Die Veranstaltung ist ein Trauerspiel, wenn man wirklich kompromissbereit wäre, würde man eine Lösung finden können, wären wir hier nicht in der Südstadt, dann hätte man sie längst.“ Sie haben eine Petiton gestartet und innerhalb eines Tages bereits 250 Unterschriften gesammelt. Michael Benneker betont, dass das Abwasserwerk und die Firma Vollmer im Austausch mit den Betroffenen bleiben würden. &bdquo;Kanalsanierungen sind immer schwierig“, sagt Bernhard Suppan.

Kommentar: Kanalbauarbeiten vor der eigenen Haustür, die wünscht sich wohl niemand. Irgendwann aber sind sie unausweichlich. Die Gewerbetreibenden an der Adolf-Sültemeier-Straße trifft eine solche Maßnahme besonders hart. Angesichts der Kommunikationsprobleme beim ersten Bauabschnitt ist viel Vertrauen verspielt worden. Die Betroffenen fühlen sich weder vom Abwasserwerk noch von der Stadt ernstgenommen. Dass eine Informationsveranstaltung zeitgleich mit der Ratssitzung angesetzt wird, trägt ganz sicher nicht dazu bei, Verständnis zu wecken. Zu befürchten ist, dass die Stimmung kippt. Umso dringender sollte sich die Stadt einschalten, um die Wogen zu glätten. Auch, wenn das nicht einfach sein dürfte, denn der Spielraum ist ganz offensichtlich gering.

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