Schieder-Schwalenberg/Siekholz. Manchmal hilft Kamerad Zufall: Dem ist es nämlich zu verdanken, dass die Siekholzer Dorfgemeinschaft anscheinend richtig aus dem Häuschen ist. Und hochmotiviert dazu. Denn seit die Bewohner des kleinen Ortsteiles unter Leitung von Dorfcoach Laura Schuster eine Dorfkonferenz abgehalten haben, sind sie quasi nicht mehr zu bremsen. Doch der Reihe nach.
Falk Hötger rührt in vielen Pötten, wenn es darum geht, sich in seinem Heimatort zu engagieren. Zufällig lief er bei einer privaten Veranstaltung Laura Schuster über den Weg, die für den Kreis Lippe Dorfgemeinschaften coacht und ihnen beispielsweise bei Fördermitteln für ehrenamtliche Dorfprojekte hilft. „Da dachte ich, das ist doch mal was für uns“, berichtet Hötger.
Verteilaktion im Dorf
Das sah auch Bürgermeister Jörg Bierwirth so: „Ich fand das super, weil die kleineren Dörfer doch oft zu kurz kommen. Und gerade die Siekholzer haben eine tolle Dorfgemeinschaft, da war klar, da kommt auch was bei raus.“ Laura Schuster versorgte die Siekholzer daraufhin mit einem Stapel leerer Wunschzettel im Postkartenformat.
„Das war unsere Hausaufgabe. Die sollten wir in Siekholz verteilen, damit jeder Haushalt eins kriegt.“ Das Ziel: Jeder einzelne Siekholzer und jede Siekholzerin sollte seine und ihre Wünsche und Anregungen eintragen, erst mal frei Schnauze und ohne Vorbehalte: Was sollte in Siekholz passieren, was fehlt?
Das Verteilen ging schnell, erzählt Norbert Steinhage, der die Karten im Unterdorf unter die Leute brachte. Falk Hötger übernahm mit seinen beiden Kindern Leonie und Lukas die Verteilung im übrigen Dorf. „Die hatten riesigen Spaß dabei“, berichtet er.
368 Dorfbewohner erhielten eine Karte, auch eine Online-Beantwortung war möglich. „Die Karten haben wir gesammelt und unbesehen an den Dorfcoach weitergeleitet. Das sollte vollkommen frei und von uns unbeeinflusst laufen.“ Und das war ein großes Thema im Ort: „Egal, wo sich die Siekholzer trafen, immer ging es um die Verbesserungsvorschläge, die Leute haben diskutiert und gefragt: Was hast Du denn aufgeschrieben?“
Dorfkonferenz in aller Munde
Laura Schuster sortierte alles, unter anderem nach Machbarkeit. Denn die 5000 Euro Fördermittel aus dem Kreistopf, die den Siekholzern winken, müssen bis Ende dieses Jahres auch tatsächlich für Maßnahmen zum Wohle des Dorfes genutzt werden. Anschließend organisierte sie eine Dorfkonferenz. Jedes vorgeschlagene Projekt erhielt einen Steckbrief, und schon ging es los: Zunächst nahmen die etwa 60 erwachsenen Anwesenden mit bunten Punkten eine Priorisierung der Vorschläge vor: Was finden sie am wichtigsten, wo stehen sie hinter? Und was wollen sie weiter ausarbeiten?
„Da war beispielsweise der Vorschlag, die Thekenanlage im Schützenhaus oder die Überdachung der Terrasse am Brunnenhaus zu überholen“, berichtet Norbert Steinhage. Dass beispielsweise eine Verkehrsberuhigung in der Ortsdurchfahrt sich weder innerhalb von drei Monaten noch mit dem zur Verfügung stehenden Budget realisieren lässt, war allen klar. „Solche Projekte landen auf der Prioritätenliste eher weiter hinten“, erklären Steinhage und Hötger.
Doch am Ende kam allerhand Machbares und Sinnvolles dabei heraus: „Die meisten Stimmen erhielt der Plan, mehr Blüten ins Dorf zu holen und etwas für die Artenvielfalt zu tun.“ Das ist jetzt bereits auf dem Weg: „Wir haben einige Wiesenflächen im Ort, die sich wunderbar in Blühwiesen verwandeln ließen. Die sind überall, nur noch nicht in Siekholz.“ Doch sollen die Blümchen nicht nur mit Farbenpracht glänzen: „Passend dazu wollen wir auch größere Insektenhotels aufstellen, damit hier Wildbienen Unterschlupf finden können.“
Blumen und Obstbäume
Dazu kommt noch der Plan, Obstbäume auf den Wiesen beispielsweise am Ortsausgang Richtung Schieder zu pflanzen. „Am liebsten mit alten lippischen Apfelsorten“, betont Falk Hötger. Es hätten einige Beteiligte bereits ihre Fühler zu Fachleuten ausgestreckt, der erste Baum stehe auch schon parat, wenn es ans Pflanzen geht.
Alle anderen Projekte wie beispielsweise eine Vogeltränke samt Brünnlein stehen nun auf einer Liste, die der Dorfcoach als Wegweiser für die nächsten Jahre zusammengestellt hat. Falk Hötger und Norbert Steinhage sind jedenfalls begeistert: „Das ist wirklich eine tolle Sache.“