Einzigartig in Deutschland: Gütersloher begleitet Pferde auf ihrem letzten Weg

Gütersloh. "Chut Chohn", diesen Spruch sagte sein Großvater immer, wenn er sich verabschiedete. "Das ist westfälisches Platt und heißt übersetzt ,lass es Dir gut gehen'", sagt Hans-Peter Venjacob (63). Auch wenn der alte Mann einen Freund zu Grabe tragen musste, fiel der Satz. Heute steht er als Name über dem Transportunternehmen des Enkels, der mit seinen 17 Lkws vor allem Pflanzen und Gemüse transportiert.

Aber auf kleineren Anhängern auch Pferde. Vor acht Jahren hat Hans-Peter Venjacob als Ein-Mann-Betrieb für Pferdetransporte begonnen - seitdem bietet er auch Pferdeabschiede an. Er begleitet Pferde auf ihrem letzten Weg.

Abschied von einem geliebten Wegbegleiter "Damals stand der Abschied von meinem geliebten Haflinger an", erinnert sich Hans-Peter Venjacob an den Beginn seiner Selbstständigkeit. Er besitzt auch heute noch drei Pferde, die er regelmäßig als Gespann einsetzt. "Wie kann ich ein Tier, das mich so lange Jahre treu begleitet hat, im Sterben einem vielleicht wildfremden Menschen überlassen?", fragte er sich.

Es war die Zeit, als er nach 30 Jahren Arbeit als Angestellter der Logistik-Branche nach einem Burnout eine Alternative zu seinem bisherigen Berufsleben suchte. "Ein Psychologe hat mir geraten, doch Hobby und Beruf zu verbinden", erinnert sich Venjacob. Pferde begleiten ihn sein Leben lang. Nach und nach wurde die Idee des Pferdeabschieds geboren.

Krematorium für Pferde in den Niederlanden Während sich um das Transportunternehmen inzwischen auch seine beiden Töchter Kathrin und Lena kümmern, ist der Pferdeabschied nach wie vor Chefsache. Und Herzensangelegenheit. Venjacob übernimmt die letzte Fahrt, bleibt bei dem Tier, bis es gefallen oder eingeschlafen ist, und organisiert später den Transport des toten Körpers zur Tierkörperverwertung oder zur Feuerbestattung. &bdquo;Allerdings ist das Verbrennen von Pferden in Deutschland nicht erlaubt", erläutert Venjacob.

&bdquo;Für Haustiere gibt es inzwischen viele solcher Angebote bis hin zum Tierfriedhof. Pferde gelten jedoch als Nutztiere, und deshalb müssen strenge Regeln eingehalten werden, wenn die Tiere tot sind." In den Niederlanden gebe es jedoch ein Krematorium für Pferde. "Die holen das Tier dann ab und der Besitzer erhält hinterher die Urne mit der Asche, wenn er es wünscht", erzählt Venjacob.

Die Geschäftsidee der Pferde-Abschiede ist laut Venjacob in Deutschland einmalig. &bdquo;Ich habe noch von keinem anderen gehört, der so etwas anbietet. Für viele Pferdebesitzer ist es ein Trost, wenn sie wissen, dass sich der Gütersloher um alles kümmert. "Manche möchten aber auch dabei sein", erzählt er. Allerdings rät er meistens davon ab. Es ist schwer zu sehen, wie ein langjähriger Gefährte beim Schlachter mit einem Bolzenschuss getötet wird und dann in Sekundenbruchteilen zur Erde stürzt.

Oder wenn es sich beim Einschläfern noch einmal versucht aufzurappeln. "Ich warte, bis das Tier tot ist", verspricht Venjacob seinen Kunden einen Abschied mit Würde und Respekt. Und er kümmert sich auch um spezielle Wünsche - beispielsweise die Lieblingsdecke, die bei der Kremierung in Holland auf dem Tier liegen soll.

Tiere über eine Kamera immer im Blick Die Sorgfalt, die er beim letzten Gang des Pferdes an den Tag legt, gilt für Venjacob auch für den Transport bei lebenden Pferden. "Über eine Videokamera habe ich das Tier hinten im Anhänger die ganze Zeit über im Blick", erzählt er. Oft sind es weite Wege - wie für die Kundin, die ihr Tier im Sommer mit in den Urlaub an die See nimmt oder für die Studentin, die nach Ende des Studiums in Freiburg ihr Tier wieder mit zurück in die Heimat transportieren will.

Eine sichere und gute Reise, das verspricht Venjacob nicht nur den Pferdebesitzern sondern auch seinen übrigen Auftraggebern, die ihm temperaturempfindliche Pflanzen, Obst oder Gemüse, Fenster oder empfindliche Schaltschränke zum Transport anvertrauen. "Ich bin selbst so lange Lkw gefahren, ich weiß worauf es ankommt", sagt Venjacob. Eben "Chut Chohn!".

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