Trecker-Barrikade an der Autobahn: Bauern blockieren A33-Brücken

Borgholzhausen. Ein Zeichen auch in eigener Sache. Denn die heimischen Landwirte sehen sich ebenfalls zunehmend unter Druck. Manche fürchten angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen sogar um ihre Existenz.

Die Bauern in den Niederlanden sind aus Protest gegen strenge Umweltauflagen seit mehr als zwei Wochen im Aufstand. Mit Treckern versperren sie Autobahnen, verbrennen Heuballen an den Straßen, entleeren Güllefässer auf der Fahrbahn und blockieren Großlager von Supermarktketten. Am Mittwoch wurde auch der Flughafen Groningen abgeschnitten.

30 Prozent der Bauern müssen gehen Der Protest richtet sich gegen die Auflagen der Regierung. In den Niederlanden gibt es pro Quadratkilometer deutlich mehr Vieh als in Deutschland, denn das Land ist einer der weltweit größten Exporteure von Agrarprodukten. Seit Jahrzehnten werden dadurch die europäischen Normen für den Stickstoff-Ausstoß überschritten. 2019 zog das höchste Gericht schließlich die Notbremse. Im Frühjahr legte die Regierung einen Plan vor, nach dem bis 2030 der Stickstoff-Ausstoß landesweit im Schnitt um 50 Prozent reduziert werden.

&bdquo;30 Prozent der Bauern sollen demnach ihre Betriebe schließen", erklärt Claudius Niedermeyer, einer der Organisatoren der Solidaritätsaktion aus Borgholzhausen. Wer das tue, dürfe nie wieder als Landwirt unternehmerisch tätig sein. &bdquo;Wenn die 30 Prozent ihren Betrieb nicht verkaufen, werden sie zwangsenteignet", sagt der junge Landwirt. Die Niederländer kann Claudius Niedermeyer gut verstehen. &bdquo;Die Bauern sind richtig in Not", sagt er. Das schlimmste sei, dass in den hiesigen Medien davon nichts zu sehen und zu hören sei. Man würde den Landwirten einfach die Lebensgrundlage entziehen – ohne eine Perspektive und ohne ihnen Zeit für die Umstellung der Betriebe zu geben.

Thorsten Warnke fügt hinzu, dass auch die Bauern in Deutschland enteignet werden. &bdquo;Wir sollen vier Prozent unserer Flächen stilllegen", erzählt er. Und das trotz Lebensmittelknappheit. Die Bauern hierzulande suchten schon seit Ewigkeiten das Gespräch mit der Politik, um auf ihre Ängste und Sorgen aufmerksam zu machen – ohne Erfolg. Sie würden einfach nicht angehört.

&bdquo;Nach der neuen Düngemittelverordnung beispielsweise dürften die Landwirte nur noch so wenig Dünger auf die Felder aufbringen, dass die Pflanzen gar nicht richtig wachsen", so Warnke weiter. &bdquo;Wir sind gar nicht mehr in der Lage, Backgetreide herzustellen. Es reicht gerade noch für Futtergetreide."

&bdquo;Von der Politik maßlos enttäuscht" Um auf die Lage der Landwirte in den Niederlanden aufmerksam zu machen, starteten die Bauern zwischen Dissen und Halle eine Solidaritätsaktion. Mit ihren Traktoren besetzten sie sämtliche Brücken über der Autobahn in diesem Bereich. Aufgrund des spontanen Aufrufs war nicht genug Zeit, mit Bannern und Schildern darauf aufmerksam zu machen, worum es bei dieser Aktion ging. Was jedoch auffiel, war das Hupen der Lkw aus den Niederlanden, die auf der A 33 unterwegs waren. &bdquo;Die wissen, warum wir hier sind", so Claudius Niedermeyer.

Auch Burkhard Stüssel drückte seine Solidarität mit den Kollegen in den Niederlanden aus, indem er mit vier Schleppern auf der Brücke am Schnatweg in Künsebeck Flagge zeigte. Am Freitag formuliert er seine Unzufriedenheit. &bdquo;Ich bin von der Politik enttäuscht", sagte der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Halle-Amshausen. Kritisch sieht er unter anderem die Forderung im Koalitionsvertrag, den Anteil des Ökolandbaus von heute elf Prozent bis 2030 auf 30 Prozent auszubauen. &bdquo;Auf Flächen biologischen Landbaus wird 50 Prozent weniger Ertrag erzielt. Die Preise sind dementsprechend höher. Das können die Menschen gerade in diesen Krisenzeiten nicht mehr zahlen. Schon jetzt bleiben biologisch erzeugte Lebensmittel in den Regalen liegen."

Die Politik müsse verstehen, wie wichtig eine normale Landwirtschaft sei. Gerade jüngere Kollegen aber müssten angesichts von sich ständig ändernden Rahmenbedingungen um ihre Existenz fürchten. Stüssel, der sich selbst zu den &bdquo;älteren Landwirten zählt", hat Verständnis dafür, dass diese Kollegen jetzt zu massiveren Aktionen greifen, um auf die Situation hinzuweisen.

&bdquo;Generell finde ich es richtig, den Kollegen in den Niederlanden unsere Solidarität auszudrücken", sagt Martin Bohle, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Versmold. Und er weiß: &bdquo;Sorgen sind hier genauso da." Die heimischen Landwirte hätten mit einer Reihe von erheblichen Problemen zu kämpfen. So setzten neue Richtlinien zum Tierwohl, die erhebliche Investitionen bedeuteten, sowie die von der EU bereits für das kommende Jahr geforderte Stilllegung von vier Prozent der Ackerfläche oder auch die neue Düngemittelverordnung und steigende Mineraldüngerpreise die Landwirte zunehmend unter Druck. Viele Landwirte sehen ihre Existenz bedroht. Das treibt auf die Straße – auch im Altkreis.

Trecker-Barrikade an der Autobahn: Bauern blockieren A33-Brücken

Niederlande: Gericht zwingt Regierung zu mehr Umweltschutz

Elias stirbt mit 12 Jahren: Schwere Vorwürfe gegen die Kinderklinik Paderborn

Städte in NRW reichen Klage gegen das Land ein - auch eine OWL-Kommune ist dabei

Mutiges Paar aus dem Kreis Gütersloh erfüllt sich großen Traum vom eigenen Hotel

Antisemitismus-Skandal an Bielefelder Uni: Nicht der erste Zwischenfall

Störung bei Deutsche Glasfaser in OWL hält an: TV, Internet und Festnetz betroffen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus