Bielefelder Traditionslokal "Wernings Weinstube" schließt für immer

Bielefeld. Eine Ära geht zu Ende. Nach 26 Jahren schließt &bdquo;Wernings Weinstube" am Alten Markt zum Monatsende. Zwei Jahrzehnte davon hat Daniela Werning (48) die Geschäfte geführt. Der Entschluss ist der Gastronomin nicht leichtgefallen. Doch jetzt fühlt sie sich erleichtert – und verspricht auch, wiederzukommen.

Harte Zeiten liegen hinter ihr. Die Erschöpfung ist nicht zu übersehen. Zu lächeln fällt Werning nicht leicht. Angefangen habe alles mit der Pandemie. Die Lockdowns, festangestellte Mitarbeiter in Kurzarbeit und die Abkehr der Aushilfskräfte. Ein Großteil habe damals neue Jobs in Supermärkten, Testzentren oder Gesundheitsämtern gefunden. Ein 20-köpfiges Team stand ihr in besten Zeiten zur Seite, heute seien es gerade mal elf.

Personalmangel sorgte schon für Änderungen im Sommer Aus der Personalknappheit zog Werning schon früh Konsequenzen. In den Sommermonaten der vergangenen Jahre blieb sonntags im Souterrain des Theaters am Alten Markt die Küche kalt. Bis heute hat sich die Situation weiter verschlechtert. An den Werktagen ist der Weinkeller nur noch von 11 bis 18 Uhr geöffnet. &bdquo;Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem mir klar ist, dass ich so nicht weitermachen kann", gibt sie zu.

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Schließen, den Betrieb aufgeben? Lange hat sie mit sich gekämpft. Und vor allem: Wie sollte sie das ihren Eltern vermitteln? Das Gastronomenpaar Gabriele und Gustav Werning hatte mit der Eröffnung des Weinkellers im früheren Requisitenkeller des Theaters am Alten Markt (TAM) vor 26 Jahren eine neue Epoche eingeläutet. Zuletzt konzentrierten sich beide auf ihr Lokal &bdquo;Wernings Hof" an der Eckendorfer Straße, gaben den Betrieb dann im April 2021 auf.

Der ursprüngliche Plan hatte eine Schließung des Weinkellers zum Ende diesen Jahres vorgesehen. Doch als die ersten Mitarbeiter davon erfuhren, soll es wieder Kündigungen gegeben haben. Werning: &bdquo;Im Weihnachtsgeschäft hätte das so nicht funktionieren können."

Beim Weihnachtsmarkt gibt's ein Wiedersehen - an bekannter Stelle Nun macht sie früher Schluss – und wirkt trotz aller Anstrengungen entspannt. Arbeitstage von 9 bis 22 Uhr, das sei nun ein für alle Mal Vergangenheit. &bdquo;Irgendwie gings nicht mehr. Das hält niemand aus." Trotz allem bleiben gute Erinnerungen. Sie habe den Job immer geliebt, dazu &bdquo;dieses schöne Restaurant und die wunderbaren Gäste".

Was folgt? Darüber nachzudenken habe ihr bisher die Zeit gefehlt, sagt Werning. Sie werde zuerst wohl ihren Bruder besuchen, der in Stuttgart zwei Restaurants betreibt. Dessen Tochter, inzwischen 14 Jahre alt, habe sie zuletzt kurz nach der Geburt gesehen. Und was ihr Team betrifft, darüber muss sich die Vollblut-Gastronomin wohl keine Sorgen machen. Personal wird in der Gastronomie nach wie vor händeringend gesucht. Das erfährt sie täglich neu, wenn Kollegen sich melden und ihren Mitarbeitern neue Jobs anbieten.

Und mag der Abschiedsschmerz noch so groß sein, eine erfreuliche Mitteilung gibt es zum Schluss dann doch. Daniela Werning will zurückkehren. Wenn auch nur für kurze Zeit. Mit Beginn des Weihnachtsmarkts öffnet sie wieder den traditionellen Stand am Eingang zum Weinkeller. Wie immer gibts dort Deftiges. Grünkohl-Liebhaber können sich freuen.

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