"Mobiel You": Es hagelt Kritik für die neue App der Bielefelder Stadtwerke

Bielefeld. Wer in den vergangenen Wochen in Bielefeld mit Bus und Bahn "Mobiel" sein wollte, musste sich oft auf "Warten" einstellen. Grund war eine Krankheitswelle im Dezember, die für viele Personalausfälle sorgte. Die Folge: Der Fahrplan des städtischen Verkehrsunternehmens Mobiel wurde ausgedünnt, die Taktungen reduziert. Zum Jahreswechsel folgte eine weitere Umstellung: Die alte Mobiel-App wurde eingestellt, sodass Nutzer nur die neue "Mobiel You"-App herunterladen konnten. Doch die Modernisierung sorgt für zusätzliche Probleme.

Abstürze, fehlende Funktion, mangelnde Bedienbarkeit sind Kritikpunkte, die Nutzer in den App-Stores seither bemängeln. Stand Januar 2023 erreicht die App noch keine zwei von fünf Bewertungssternen. "Das soll sich nun ändern", sagt Marcus Lufen. Der 49-Jährige ist Leiter der Marketingabteilung bei den Stadtwerken Bielefeld und gibt zu, dass der Start der App im Mai 2022 nicht reibungslos verlief: "Viele Funktionen waren vorhanden, aber die Benutzerfreundlichkeit nicht. Die Kritik der Nutzerinnen und Nutzer war berechtigt."

Ein Beispiel: Ausfälle können auf zwei Wegen eingesehen werden. Entweder über die ausgewählte Haltestelle oder über die Mitteilungsfunktion, bei der zuvor eingestellt werden muss, welche Bus- und Bahnlinien angezeigt werden sollen. Einen schnell auffindbaren Reiter "Verkehrsstörungen" gibt es nicht. Bei der alten App ging dies noch. Das ärgert Nutzer. Die Suche, der Abfahrtsmonitor - ein abrufbarer Fahrplan für jede Haltestelle - oder die Ticketübersicht hätten zuvor besser funktioniert, heißt es in vielen Rezensionen. Im neuen Design wurden die Basisfunktionen zwar um einige Details erweitert - es dauerte nur, bis sie reibungslos nutzbar waren.

Auch vonseiten der Politik gibt es Kritik Kritik gab es auch im Stadtentwicklungsausschuss. Simon Lange (CDU) äußerte, dass die App Potenzial nach oben hätte und Defizite bei der grafischen Darstellung vorweise. Zudem sei sie nicht barrierefrei. Michael Gugat (LiB) kritisiert, dass die Echtzeitabbildung in der App nicht funktioniere. Die Verbesserung sollte schnellstmöglich erfolgen und dem Ausschuss vorgelegt werden.

Gründe für den Neustart waren laut Lufen vor allem die veraltete Software und zukünftige Projekte, wie die Integration der Fahrradausleihe "meinSiggi", würden dadurch verhindert. Problem dabei: So ist "meinSiggi" laut App-Store seit der Version 1.3 integriert. Auf der Mobiel-Website heißt es wiederum, dass dies ein Ziel sei. Unter dem Punkt Vorteile steht: "Flexibel von A nach B mit unseren Mobilitätsangeboten" und "Mobil so wie du willst". Angehängt sind Bilder mit Fahrradsymbolen.

Trotz der Unstimmigkeiten luden 50.000 Personen "Mobiel You" auf ihr Smartphone - viele davon lieferten der Projektleiterin der App, Juliane Junker, Feedback, um Fehler auszubessern. Die 27-Jährige übernahm im Dezember 2022 die Leitung, nachdem ihr Vorgänger eine andere Position innerhalb des Unternehmens angetreten hatte. "Wir überprüfen jeden Kommentar, um ,Mobiel You' zu verbessern", sagt Junker.

App soll an Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden Ein Blick in die App-Stores belegt, dass jede Rezension eine ausführliche Antwort erhielt. Die App war zur Veröffentlichung nicht perfekt und das sei laut Lufen eine bewusste Entscheidung gewesen. Bei der App handelt sich nämlich um ein "Minimum Viable Product" (MVP). Zu Deutsch: ein minimal funktionsfähiges Produkt. Hierbei wird ein Produkt schnellstmöglich entwickelt, am Nutzer getestet und anhand dessen Kritik allmählich verbessert. Die Reaktion darauf hätten die Stadtwerke jedoch unterschätzt.

"Dafür konnten wir die App jedoch flexibler an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen, ohne dass es Jahre oder Monate dauert. Beschwerden gehören zu diesem Prozess dazu", sagt Stefan Seele, Leiter der Produktentwicklung bei den Stadtwerken. Vor dem Start war die App ein knappes Jahr in Kooperation mit dem IT-Unternehmen "Hansecom" in der Entwicklung. Ein weiteres halbes Jahr kam durch die Beantragung von Fördergeldern hinzu. 50 Prozent der rund 420.000 Euro Entwicklungskosten wurden vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gedeckt

"Ziel ist es jetzt, die App in den folgenden zehn bis zwölf Monaten in den Grundfunktionen zu optimieren", sagt Juliane Junker. Anschließend kommt die Arbeit an Zusatzfunktionen. Dann erhoffe sie sich mehr Sterne. Vor allem aber mehr Kundenzufriedenheit.

"Mobiel You": Es hagelt Kritik für die neue App der Bielefelder Stadtwerke

Mobiel ändert Einstiegsregeln für Busse in Bielefeld - und kaum einer weiß es

Neue Bus-Pläne: Auch Kirchheide soll öfter angefahren werden

Großer Warnstreiktag in OWL: Nahverkehr und Kitas besonders stark betroffen

Wie kam es zum tödlichen Bus-Unfall in Bielefeld? Jetzt äußern sich die Ermittler

Schulbusse in Lage fahren früher

Ausbau von Park+Ride in Bielefeld: Autohausfläche soll Pendlerparkplatz werden

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus