Kaufhof-Abriss in Paderborn: Händler und Passanten brauchen in der Königstraße Geduld

Paderborn. Durchhalten scheint derzeit die Parole rund um die Baustelle am früheren Kaufhofgebäude in Paderborn zu sein. Und das besonders in der Königstraße. Wer aus der Westernstraße dorthin möchte, muss durch den schmalen Patt an der Baustelle und entlang der weiteren Baustelle im Bereich der Brückengasse gehen oder sollte gleich den Umweg über die Marienstraße nehmen.

Apropos Brückengasse: Dort hat die Eigentümergemeinschaft des Gebäudes Westernmauer 12-16 ihre Ankündigung wahr gemacht und ein Rolltor einbauen lassen. Damit wollen sie, wie berichtet, die offene Trinker- und Drogenszene aus dem Innenhof fernhalten.

Die Bauarbeiten am früheren Kaufhofgebäude haben Auswirkungen auf die Zahl der Kundinnen und Kunden, die in die Geschäfte an der Königstraße zwischen Westernstraße und Marienstraße wollen. So stellen es Modeunternehmer Jan Wilhelm Sittig und Ulrich Broer, Mitinhaber von &bdquo;Broer’s Currywurst“, fest. Und das besonders unter der Woche. Zudem gebe es Lärm und Staub. Sittig und Broer betonen aber, wie sehr sie sich über das Projekt der Sahle Wohnen freuen. Das Unternehmen ist Eigentümer der Kaufhofimmobilie. Dort soll bis 2027 das Gebäude nach dem Abriss der Obergeschosse in Teilen neu entstehen mit einer Mischnutzung aus Handel und Wohnen für Senioren.

Inhaber des Paderborner Geschäftes Sittig beklagt weniger Verkäufe Eine &bdquo;Fallunterscheidung“ ist Sittig sehr wichtig, der das Sahle-Vorhaben unterstützt. &bdquo;Das ist ein langfristiges Projekt. Und ich verstehe vollkommen, dass Sahle Wohnen umbauen muss, weil es schwer ist, einen Ankermieter zu finden“, sagt Sittig. Andererseits spüre er &bdquo;kurzfristig“ gewisse Auswirkungen. Hierbei gehe es um den Lärm und Dreck aufgrund des Abrisses. Sittig: &bdquo;Eine Kundin fragte uns, ob sie Baustaub in den Haaren hat.“ Allerdings sei der ASP (Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb Paderborn) nun öfter in der Königstraße zu sehen.

Den Patt aus Richtung Westernstraße in die Königstraße bezeichnet Sittig als Nadelöhr. Dafür beobachte er von der Marienstraße aus kommend mehr Frequenz. Insgesamt stellt er aber fest: &bdquo;Wir spüren definitiv, dass es weniger Verkäufe gibt.“

Zudem empfinde er die Situation in der Königstraße seit Januar so, als sei man dort &bdquo;abgeschnitten“. Grund dafür sind die Sperrung der Straße Alte Torgasse aufgrund des dortigen Ausbaus und die Arbeiten in der Brückengasse. Laut einer Mitteilung der Stadt von Ende Januar dazu soll die Sanierung der Betonunterzüge im Bereich Alte Torgasse im ersten Abschnitt bis September abgeschlossen sein. Im zweiten Abschnitt soll die Sanierung der Straßenflächen voraussichtlich bis Juli 2026 fertig sein.

Imbissmitinhaber Ulrich Broer beobachtet die Staubentwicklung Als eine &bdquo;tolle Sache“ bezeichnet Broer das Sahle-Projekt und dessen Bedeutung für die Paderborner Innenstadt. Dennoch verweist auch er auf ein verändertes Kundenverhalten, vor allem aber auf den Staub. Und das aus zwei Gründen. Einerseits ist in seinem Gastronomiebetrieb eine Abluftanlage installiert. Dort setze sich der Staub ab. Broer: &bdquo;Den Zuluftfilter brauche ich derzeit nicht rausnehmen.“ Andererseits würde er sich wünschen, dass die Front seines Ladenlokals zusätzlich gereinigt werde.

Kaum Veränderung spürt dagegen Daniela Durkovic, seit elf Jahren Inhaberin des Geschäfts &bdquo;Duga’s Feinkost Bäckeria“ im Gebäude Marienstraße 19 am Ende der Königstraße. Dort bietet Durkovic auch Spezialitäten aus dem Bereich des früheren Jugoslawien an. &bdquo;Wir haben viele Stammkunden aus ganz OWL. Deswegen sehen wir keinen Unterschied wegen der Baustelle“, sagt Durkovic.

Zu den Hinweisen der Händler nimmt auf &bdquo;NW“-Anfrage Carsten Lucassen, Leiter Kommunikation und Marketing der Sahle Baubetreuungsgesellschaft mbH, Stellung. &bdquo;Wir sind im Kontakt mit der Stadt und den Gewerbetreibenden und sorgen dafür, dass die Belästigungen so gering wie möglich ausfallen“, sagt er. Das Unternehmen Sahle sei es auch gewesen, das für Banner mit Hinweisen auf die Gewerbetreibenden in der Königstraße gesorgt habe. Zum Vorschlag der Reinigung der Fronten von Ladenlokalen müsse sich Sahle gegebenenfalls erst mit den betroffenen Händlern austauschen. Zugleich macht er Hoffnung. &bdquo;Noch etwas Durchhalten: Im April ist es vorbei“, sagt er mit Blick auf den Abriss der Kaufhof-Obergeschosse. Denn das Projekt liege im Zeitplan.

Szene an der Paderborner Westernmauer: Neues Rolltor ist eingebaut Unterdessen haben Arbeiter den Bereich im Gebäudekomplex zwischen Brückengasse und Westernmauer für den nächsten Bauabschnitt eingerüstet. Durch eine schmale Gasse ist der Durchgang zur ZOH aber frei. Dort sehen Passanten aktuell weitere Arbeiter, die am neuen Rolltor des Gebäudes Westernmauer 12-16 letzte Arbeiten vornehmen. &bdquo;Das Tor ist eingebaut“, teilt Miteigentümer und Anwohner Hermann Kröger mit. Und auch eine neue Haustür ist montiert. Noch wollen die Gebäudeeigentümer aber mit der Nutzung des Rolltores warten, bis auch am Nachbargebäude, dem früheren Ärztehaus, ein Tor zur Brückengasse installiert ist.

&bdquo;Resigniert“ fühlt sich Kröger derweil, weil er seitens der Stadt keine Lösung für die Frage einer Anlaufstelle für die offene Trinker- und Drogenszene sieht. Deren Angehörige würden weiter zur Westernmauer kommen, die Polizei sei regelmäßig vor Ort. Lärm, Schmierereien, der Verkauf von Drogen gehörten dort weiter zur Tagesordnung.

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