Perfider Diebstahl in der Gütersloher Innenstadt: „Bin vermutlich beobachtet worden“

Gütersloh. &bdquo;Ich gucke jetzt immer auf die Reifen meines Autos, wenn ich in der Innenstadt bin“, sagt der 81-jährige Gütersloher, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, und ringt sich an seinem Küchentisch ein gequältes Lächeln ab. Es sind Nachwirkungen eines perfiden Betrugs, bei dem er am helllichten Tag und mitten in der Gütersloher Innenstadt bestohlen worden ist. Der entstandene Sachschaden liegt nach Angaben des Gütersloher Rentners im vierstelligen Bereich.

Um die Mittagszeit, gegen 12 Uhr, hat er an jenem Mittwoch, 2. April, einen Termin beim Juwelier in der Gütersloher Innenstadt. Bei sich trägt er eine Aktentasche, in der sich unter anderem seine Geldbörse mit Bankkarten, Ausweisen und Co. befindet. In der Stadt sei es relativ trubelig zugegangen, ansonsten sei ihm aber nichts verdächtig vorgekommen, erinnert er sich an den Weg vom Parkplatz zum Juwelier und zurück.

Doch: &bdquo;Vermutlich bin ich dabei beobachtet worden.“ Eine halbe Stunde später ist der 81-Jährige zurück am Tiguan, den er am Konrad-Adenauer-Platz geparkt hat. Die Aktentasche stellt er hinter dem Beifahrersitz auf der Rückbank ab. Just in dem Moment, als er die Parklücke verlassen will, klopft es ans Fenster.

Unbekannter macht auf Geld auf dem Boden aufmerksam Ein unbekannter Mann, die Gütersloher Polizei wird ihn später gegenüber der &bdquo;NW“ als &bdquo;klein mit dunklen, krausen Haaren und südländischem Aussehen“ beschreiben, macht ihn gestikulierend und rufend auf das Pflaster neben seinem Auto aufmerksam.

Wie der 81-Jährige durch die leicht geöffnete Fahrertür feststellt, liegen entlang des Wagens gleich mehrere Münzen: Zwei Euro, ein Euro, zehn Cent und Co.. Der Rentner sammelt sie auf - womöglich ist ihm das Geld zuvor aus der Geldbörse gefallen, spekuliert er in dem Moment.

Wenig später sitzt der 81-Jährige wieder am Steuer und unternimmt einen neuen Anlauf, loszufahren. Da klopft es ein weiteres Mal an die Scheibe seines Autos - diesmal auf der Beifahrerseite.

Nach 20 Metern ist plötzlich einer der Hinterreifen platt Verantwortlich dafür ist ein zweiter Unbekannter, größer und schlanker als der Erste. Nach Angaben der Polizei hat auch er ein südländisches Aussehen und trägt eine braune Jacke. Der Senior erinnert sich auch noch an eine Schiebermütze auf dem Kopf. Erneut hört er, dass neben seinem Auto Geld liege.

&bdquo;Das ist mir dann tatsächlich dubios vorgekommen“, sagt der Gütersloher, der daher auf Höhe seines Kofferraums stehen bleibt. Weil der 81-Jährige sich weigert, das Geld einzusammeln, nimmt es der Unbekannte schließlich und verschwindet damit außer Sichtweite.

Gerade einmal 20 Meter, so schildert es der Senior später, ist er auf der Berliner Straße unterwegs, da machen ihn Passanten darauf aufmerksam, dass sein hinterer, rechter Reifen platt sei. Der Senior unternimmt an der Friedrich-Ebert-Straße zunächst noch einige Versuche, den Reifen wieder aufzupumpen - doch die Luft will einfach nicht im Inneren bleiben.

Nicht nur das: Ein Mitarbeiter des ADAC stellt kurze Zeit später verblüfft fest, dass die Luft permanent aus dem Reifen entweicht, weil ein rund fünf Zentimeter langes, angespitztes Röhrchen darin steckt.

Der 81-Jährige, der noch am Tag des Vorfalls Anzeige bei der Polizei erstattet, ist überzeugt: Hätte es mit dem Geld auf dem Boden nicht geklappt, hätten die Betrüger versucht, beim platten Reifen ihre Hilfe anzubieten, eine sich bietende Unachtsamkeit ausgenutzt und zugegriffen.

Überörtlich aktive Täter spähen ihre Opfer häufig vorher aus Diesen Modus Operandi bestätigt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Demnach seien in diesem Fall gleich zwei Betrugsmaschen kombiniert worden. Dahinter stecken in aller Regel &bdquo;überörtlich aktive Täter“, sagt Felsch. Sie zu ermitteln, sei &bdquo;extrem schwierig“. Berichte über Vorfälle gibt es aus ganz Deutschland; eine &bdquo;Handvoll“ davon hat in den vergangenen vier Jahren auch die Kreispolizeibehörde beschäftigt.

Häufig spähen die Täter ihre Opfer zuvor aus, beispielsweise vor Geldinstituten, schildert Felsch weiter. Der spitze Gegenstand kommt laut Sprecherin zum Einsatz, damit sich die Opfer nicht mehr in unmittelbarer Nähe des Parkplatzes befinden, wenn sie den platten Reifen bemerken.

Diese sind nämlich vor Banken und Sparkassen häufig videoüberwacht. &bdquo;Die Täter treten dann als Retter in der Not auf“, bestätigt Felsch somit die Vermutungen des betroffenen Güterslohers.

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