„Riesige Schweinerei“: Herforder Anwohner wehren sich gegen teure Straßensanierung

Herford. Gerhard Waltemate ist stinksauer: Seit rund 70 Jahren lebt der Senior in seinem Haus in Elverdissen. Doch nun trübt sich die Idylle. Aus einem Bericht der Neuen Westfälischen (&bdquo;Das große Asphaltieren beginnt“ vom 19. März), hat der 85-Jährige erfahren, dass er bald viel Geld für den anstehenden Straßenendausbau bezahlen muss. Bei Waltemate herrscht großes Unverständnis. &bdquo;Die Straße gibt es seit Jahrzehnten, was soll hier jetzt endausgebaut werden?“, fragt er. &bdquo;Wir wollen und brauchen diesen Endausbau nicht“, so Waltemate und ist sich da mit anderen Anwohnern wie Dieter Eickmeyer einig.

Fest steht: Die Straße hat viele, mal kleinere, mal größere Schlaglöcher, an nicht wenigen Stellen liegen abgeplatzte Asphaltsteine herum, auch einen Bürgersteig oder Laternen gibt es nicht. Für problematisch halten das die Anwohner nicht. &bdquo;Das ist eine reine Anliegerstraße und eine Sackgasse, hier wird weder gerast noch fahren hier viele Autos. Die Straße müsste bestenfalls geflickt werden“, sagt Waltemate. Das sei auch bereits vor gut zehn Jahren schon einmal passiert, erinnert sich der ehemalige Bekleidungstechniker.

Wütend sind die Anwohner auch darüber, dass niemand mit ihnen spreche oder gar mal ein Politiker vor Ort gewesen sei, um sich die Lage anzuschauen. &bdquo;Die wissen doch gar nicht, wie es hier läuft“, so Waltemate. Beschlossen würde der Endausbau einfach aus der Ferne heraus. &bdquo;Das ist eine riesige Schweinerei.“

Kampsiedlung steht bereits seit 2017 auf der Prioritätenliste Bereits seit 2017 steht der Endausbau der Kampsiedlung auf der Prioritätenliste der Stadt, so Baudezernent Peter Böhm auf Nachfrage. Nun soll es 2026 losgehen. Die Details zu den genauen Arbeiten müssen zunächst vom Bau- und Umweltausschuss abgesegnet werden. Geplant ist aber grob, dass die vorhandene Fahrbahn in einer Tiefe von bis zu 65 Zentimetern entfernt und durch eine neue, den aktuellen Regeln entsprechende Fahrbahn, ersetzt wird.

.responsive23-52erOYGLkrJJUBoa-map-strassensanierungen-2025 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-52erOYGLkrJJUBoa-map-strassensanierungen-2025 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-52erOYGLkrJJUBoa-map-strassensanierungen-2025 { padding-top: 142.86%; } } Allgemein dient ein Endausbau, der allein in diesem Jahr bei rund zehn Straßen erfolgen soll, dazu, vor allem Radfahrer und Fußgänger besser zu schützen, die Versiegelung am Straßenrand aufzubrechen und die Lebensdauer der Straßen auf mindestens 50 Jahre zu erhöhen.

&bdquo;Das einfache Flicken ist immer nur eine Reparaturmaßnahme, die circa alle fünf bis zehn Jahre wiederholt werden muss. Ein grundhafter Ausbau sorgt dafür, dass das Reparaturintervall deutlich länger ist, somit spart man am Ende die Kosten der wiederkehrenden Reparatur“, sagt Böhm.

Endausbau der Kampsiedlung kostet rund 250.000 Euro Die derzeit geschätzten Kosten für den Ausbau der 130 Meter langen Straße belaufen sich auf 200.000 bis 250.000 Euro, so der Baudezernent. &bdquo;Ein grober Kostenrahmen wird den jeweiligen Anliegern in der Anliegerversammlung mitgeteilt“, sagt Böhm. Diese werde &bdquo;rechtzeitig“ vor den Arbeiten stattfinden.

&bdquo;Das ist reine Geldschneiderei“, so Anwohner Waltemate. &bdquo;Durch die Erschließungsbeiträge gehen uns alle Ersparnisse, die wir über die Jahre angesammelt haben, flöten.“ Waltemate erinnert an den Fall Sandbrede vor fast genau einem Jahr. Damals waren die dortigen Anwohner mit Kosten in Höhe von bis zu 35.000 Euro konfrontiert worden. &bdquo;Wir haben hier alles“, so der 85-Jährige, der direkt im ersten Haus an der Straße wohnt. &bdquo;Uns fehlt nichts.“

Am Ende der Straße lebt Dieter Eickmeyer. Der Pferdekutschen-Fahrlehrer hat Angst, dass er durch den Ausbau der Kampsiedlung seine drei Pferde nicht mehr versorgen kann. &bdquo;Ich fahre hier täglich, manchmal mehrmals, mit einem großen Lkw lang. Schon jetzt ist es hier sehr eng. Wenn jetzt noch Bürgersteige kommen sollten, passe ich hier nicht mehr durch“, sagt der 74-Jährige. Verbreitet werden könne die Straße aber auch nicht einfach so, weil die Grundstücke der Anwohner schon jetzt bis zur Straße gingen.

Gerhard Waltemate muss gleich für zwei Straßen Beiträge zahlen Zurück zu Gerhard Waltemate: Der Senior ist gleich in doppelter Sorge. Denn sein Eckgrundstück erstreckt sich nicht nur über die Straße Kampsiedlung, sondern auch über die Straße Kattendorp, die nach aktuellen Plänen im Jahre 2027 endausgebaut werden soll. Für ihn werde es daher wohl teurer werden als für den anderen Anwohner.

Denn, so Baudezernent Böhm: &bdquo; Das Grundstück würde für beide Straßen zu Beiträgen herangezogen, und zwar mit je Zweidrittel der Grundstücksfläche.“

Wie schon beim Fall Sandbrede wird es für die Betroffenen aber schwer, gegen die anfallenden Erschließungsbeiträge juristisch vorzugehen. Lediglich die Politik könnte den Endausbau noch einmal überdenken. Mittlerweile haben sich Politiker bei den Anwohnern gemeldet und wollen mit ihnen ins Gespräch kommen. Ein Vor-Ort-Termin steht noch aus.

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