Ärger nach Abnahme: Frau aus Porta fühlt sich von Krankenversicherung diskriminiert

Porta Westfalica. Maren Franz hat die Ernährung umgestellt und über einen längeren Zeitraum rund 30 Kilogramm abgenommen. Dass sich dieser Gewichtsverlust positiv auf ihre Gesundheit auswirkt, merkt die 54-Jährige, indem sie nun viel beweglicher ist. Die überschüssige Haut am Bauch wird sie allerdings nicht von allein los. Dafür ist eine Operation notwendig und für die will ihre Krankenversicherung nicht aufkommen. Das ist nicht ihr größtes Problem, das Schreiben der Barmer macht sie vielmehr fassungslos. Im Nachgang entschuldigt sich die Versicherung auf MT-Anfrage für einen Fehler.

Nach zum Beispiel längeren Spaziergängen klagt Maren Franz über entzündete Stellen im Bauchbereich aufgrund der überschüssigen Haut. Sie betont, dass es ihr bei der OP um keine kosmetischen Eingriffe gehe: &bdquo;Sonst könnte ich mir gleich auch die Arme und Brüste machen lassen.“ Dass die Barmer ihr eine Absage erteilt hat, kann sie nachvollziehen. Franz ist in der Adipositas-Selbsthilfegruppe Lübbecke und kennt Mitglieder, die nach Gewichtsverlusten weitaus größere Probleme mit ihren Hautschürzen haben.

Schwierigkeiten hat Maren Franz vor allem mit der Wortwahl der Barmer und den Tipps, die ihr die Krankenkasse gibt. &bdquo;Die empfinde ich als verletzend, diskriminierend und erniedrigend.“ So rät ihr die Versicherung, dass mit altersüblicher Kleidung die Haut-/Fettschürzen kaschiert werden könnten. Maren Franz fragt sich seitdem, was mit &bdquo;altersüblich“ gemeint sei, in welchen Geschäften sie Kleidung für Menschen bekomme, die Mitte 50 sind, und überhaupt wie diese Mode aussehe.

Außerdem empfiehlt ihr die Barmer unter anderem, dass sie die Hautfalten mit milden, parfümfreien Seifen täglich waschen solle, vor allem nach dem Sport. Für die Portanerin hört sich das wie ein Vorwurf an: &bdquo;Als ob ich meine Hygiene vernachlässigen würde und zu doof wäre, mich regelmäßig zu waschen.“ Die Medizinische Fachangestellte kritisiert den vorwurfsvollen Ton der Krankenkasse und verweist darauf, dass Menschen mit der Krankheit Adipositas ohnehin gesellschaftliche Probleme hätten. &bdquo;Viele trauen sich nicht nach draußen und ziehen sich aufgrund von Schamgefühlen zurück.“

Versicherung entschuldigt sich Was sagt die Barmer dazu? Ein Sprecher betont, dass die Formulierungen im Bescheid seitens der Widerspruchsstelle nicht verletzend oder diskriminierend gemeint seien. Man habe sich in dem Schreiben auf Passagen des Gutachtens des Medizinischen Dienstes (MD) bezogen.

Darin gehe der MD unter anderem auf die medizinischen und sozialrechtlichen Bewertungsgrundlagen für den Antrag von Maren Franz ein. Hierbei beziehe sich der MD auf eine Sozialrechtsprechung, in der vom &bdquo;Erscheinungsbild in alltagsüblicher Kleidung“ die Rede sei. An anderer Stelle des Gutachtens nutze der MD die Formulierung &bdquo;altersübliche Kleidung“ – &bdquo;offenbar versehentlich“, so der Sprecher. &bdquo;Die Widerspruchsstelle hat dann im Schreiben an Marenz Franz diesen Fehler leider übernommen. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen.“

Auch zu den Hygiene-Tipps äußert sich die Versicherung: &bdquo;Aus unserer Sicht suggerieren die Aussagen des MD-Gutachtens keineswegs die Annahme, dass Frau Franz sich nicht täglich wasche.“ Vielmehr gehe es dem MD um die Empfehlung, zum Beispiel milde und parfümfreie Seifen zu benutzen. &bdquo;Sollte das missverstanden und als diskriminierend empfunden worden sein, bedauern wir dies.“

Andrea Hillmann ist selbst von Adipositas betroffen und leitet die Selbsthilfegruppe in Lübbecke. Sie sagt, dass Menschen, die abgenommen haben, lange für die Übernahme von solchen Hautoperationen kämpfen müssen und bis dahin ihre Stellen kaschieren. &bdquo;Die Versicherungen lehnen zunächst immer ab und pflegen oft einen respektlosen Umgang mit Betroffenen“, hat sie ebenfalls bemerkt.

Betroffene müssten kämpfen Einer ihr bekannten Person sei zum Beispiel empfohlen worden, eine Kompressionsunterwäsche für den ganzen Körper im Sommer zu tragen. &bdquo;Bei 40 Grad ist das nicht möglich“, so Hillmann. In einem anderen Fall habe eine Frau ihrer Versicherung erklärt, dass sie aufgrund ihres Aussehens und der überschüssigen Haut nicht mehr mit ihrem Mann schlafen könne. &bdquo;Da kam als Antwort zurück, dass Menschen mit Mitte 50 ohnehin keinen Geschlechtsverkehr mehr hätten“, berichtet Hillmann.

Viele Betroffene müssen erst vor das Sozialgericht ziehen und dort für die Kostenübernahme der OPs klagen, heißt es von einer Fachanwältin für Medizin- und Versicherungsrecht. Auch die Portanerin Maren Franz überlegt, ob sie das noch macht. Derzeit ist sie auch in der glücklichen Situation, dass sie die Operation selbst bezahlen könne. Für Maren Franz führt kein Weg an Eingriff vorbei.

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