Friseurin ist fassungslos: Kundin entwendet teure Haarverlängerung

Gütersloh. Aylin Bölükbas ist auch noch eine Woche nach dem Vorfall fassungslos. "Ich würde die Frau gerne fragen wollen, warum sie das getan hat", sagt die 27 Jahre alte Friseurin, die mit ihrer Schwester Elif seit Januar den Salon "Elan Coiffeur" an der Friedrich-Ebert-Straße 46 betreibt. Eine Kundin hatte sich bei ihr mit einer teuren Haarverlängerung einfach aus dem Staub gemacht, ohne zu zahlen. Bölükbas bleibt nun vermutlich auf dem Schaden von insgesamt 800 Euro sitzen.

Die Geschichte beginnt bereits vor dem eigentlichen Vorfall am Nachmittag des 10. November. Die Kundin war mit einer Freundin bereits zuvor mehrere Male in den Salon an der Friedrich-Ebert-Straße gekommen. Zum Haarefärben, für Pflegebehandlungen. So etwas. Aylin und Elif Bölükbas sowie ihre Auszubildende verstanden sich gut mit den Frauen.

Man unterhielt sich wahlweise in Englisch oder per Übersetzungsapp auf Rumänisch. "Das waren nette Kunden ohne jegliche Auffälligkeiten", erklärt Aylin Bölükbas. Umso mehr sei sie angesichts des aktuellen Vorfalls schockiert und wütend, schildert die 27-Jährige im Gespräch mit der "NW". Sie habe einfach "nicht damit gerechnet".

Friseurinnen rauchen noch eine Zigarette mit der Kundin Im Vorfeld des Termins am vergangenen Donnerstag informierte die Friseurmeisterin ihre Kundin per sozialem Netzwerk Instagram darüber, dass die bestellten Extensions angekommen seien. Es handelte sich um schwarze Haare mit grau-weißen Strähnen. "Die Kundin sollte damit eine Verlängerung der Haare und gleichzeitig einen Strähneneffekt bekommen", sagt Aylin Bölükbas, deren Schwester Elif die Extensions an diesem Tag einarbeitete.

Die Begleitung der mutmaßlichen Betrügerin verabschiedete sich währenddessen aus dem Salon. Sie müsse arbeiten gehen und wolle sich noch etwas zu essen holen. Kurz vor dem Ende der Behandlung, für die der Salon Gesamtkosten von 800 Euro veranschlagt hatte, gingen die Bölükbas-Schwestern Aylin und Elif noch für eine gemeinsame Zigarette mit der Kundin vor die Tür.

Auch hier war der Umgang beinahe freundschaftlich. Die Friseurinnen kehrten wenig später in den Laden zurück, die Kundin wollte derweil noch draußen telefonieren. "Man geht ja nicht davon aus, dass sie plötzlich weg ist", sagt Aylin Bölükbas und abermals schwingt Fassungslosigkeit in ihrer Stimme mit.

Aylin Bölükbas wird von mutmaßlichen Betrügern im Chat weiter hingehalten Weil die Kundin, die von Aylin Bölükbas als etwa Ende 30 Jahre alt und mit langen Haaren beschrieben wird, aber tatsächlich nicht mehr zurückkehrte, nahm die Friseurmeisterin sofort Kontakt auf. Wie aus dem Chatverlauf hervorgeht, der dieser Zeitung vorliegt, lautete die Antwort: Man befinde sich aktuell bei einer Bank und werde sich umgehend zurück auf den Weg an die Friedrich-Ebert-Straße machen.

Wenig später hieß es, dass die Frauen von einem Fahrer abgeholt worden seien, der sie zu ihrem Arbeitsplatz bringe. Am Friseursalon anhalten? Das wolle er nicht. "Schau ich habe das Geld, aber dieser Mann lässt mich nicht", so lautet der Wortlaut einer Nachricht, an die ein Foto von einem Bündel mit Geldscheinen angehängt ist.

Auch im weiteren Verlauf wurde Aylin Bölükbas hingehalten. Sie werde das Geld am nächsten Tag bekommen, hieß es. Doch auch das entpuppte sich als eine Lüge. Die 27-Jährige versuchte die Frauen noch telefonisch zu erreichen - ohne Erfolg. Aylin Bölükbas vermutet, dass die Tat schon im Vorfeld geplant war und das Duo inzwischen nach Rumänien zurückgekehrt ist. Bei Facebook ist Bukarest als Wohnort einer der beiden Frauen angegeben. Die Friseurin hat inzwischen die Polizei eingeschaltet.

Die Gütersloher Polizei nennt den Vorfall "speziell" Behördensprecher Mark Kohnert bestätigt auf Nachfrage, dass in diesem Fall wegen Betrugs ermittelt wird. "Das ist so wie an der Tankstelle, wenn man seinen Wagen volltankt und ohne zu bezahlen fährt", erklärt er. Dass in diesem Fall Haare gestohlen wurden, nennt Kohnert "speziell", etwas Vergleichbares sei ihm bisher noch nicht untergekommen. Gleichwohl zeigt sich der Polizeisprecher optimistisch, dass es in diesem Fall Ermittlungsansätze gebe, um die mutmaßlichen Täterinnen ausfindig zu machen.

Wegen des finanziellen Schadens in Höhe von 800 Euro hat sich Aylin Bölükbas an ihre Versicherung gewandt, doch auch die will nicht zahlen. Vermutlich muss die Geschäftsfrau selbst dafür aufkommen. In dem Vorfall selbst sieht sie ein trauriges Phänomen der Zeit. "Die Menschen werden dreister, man kann ihnen wirklich nicht mehr trauen", meint die 27-Jährige. Sie überlegt nun, künftig Anzahlungen für kostspielige Extensions von ihren Kunden zu nehmen. Um nicht erneut eine derart böse Überraschung zu erleben.

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