Zoff nach Besetzung der Universität Bielefeld: Protestler laden Linksextreme ein

Bielefeld . Sie haben das geschafft, wovon die Klimakleber bisher nur träumen können. Statt sich für ihre Protestform rechtfertigen zu müssen, kommen die Hörsaal-Besetzer von &bdquo;End Fossil: Occupy!“ tatsächlich mit Studenten ins Gespräch, erhalten Zuspruch für ihre Aktion. Doch nun droht die Stimmung zu kippen.

Denn: Gleich mehrere linksextreme und vom Verfassungsschutz beobachtete Gruppen kommen im Auftrag eben jener Klimabewegung in diesen Tagen in die Uni und halten dort Vorträge und Workshops ab. Während die Uni-Leitung das toleriert, geraten die Bielefelder Jugend-Parteien auf Instagram deshalb heftig aneinander.

Eingeladen von den Klimaaktivisten sind zum einen die Antinationale Linke Bielefeld (Alibi), die am Mittwoch einen Workshop zum Thema &bdquo;Staatliche Klimapolitik und grüner Kapitalismus“ in der Uni veranstaltet hat. Der NRW-Verfassungsschutz attestiert Alibi eine &bdquo;führende Rolle“ in der linksextremen Szene. Immer wieder fallen die Aktivisten durch Straftaten auf. Gewalt gegen politische Gegner lehnen sie nicht kategorisch ab. So teilen sie in den Sozialen Medien etwa ein Video, in dem Gewalt gegen Rechte legitimiert wird. Die Bezeichnung als linksextrem lehnt die Gruppe ab, vielmehr sieht sie den Verfassungsschutz als das wahre Problem an.

Da ist zum anderen die Interventionistische Linke (IL), die kommenden Dienstag in die Uni kommt. Die Bielefelder Ortsgruppe ist relativ neu, hat sich im vergangenen Jahr gegründet. Zwar verzichtet sie darauf, aktiv Gewalt zu propagieren, gleichzeitig distanziert sie sich aber nicht von gewaltsamen Aktionsformen. Recht und Gesetz gelte für die IL nicht. &bdquo;Für uns ist klar: Wir demonstrieren, wie wir wollen! Wir lassen uns nicht aufhalten. Nicht von Gesetzen oder Bullen“, ist der Tenor der Kölner Ortsgruppe.

Ebenfalls eingeladen sind das linksautonome Antifaschistische Jugendcafé und, die vom Berliner Verfassungsschutz 2020 als linksextrem eingestufte Kampagne &bdquo;RWE und Co. enteignen“. Am kommenden Dienstag findet zudem ein Treffen aller linksextremen Gruppen im Hörsaal 1 statt. Mit dabei ist dann auch die BUND-Jugend. Nachfragen zur ihrer Teilnahme lässt die Gruppe bisher unbeantwortet.

Junge Liberale fordern sofortige Räumung des Hörsaals &bdquo;Wir finden es cool, diese Leute hier zu haben“, sagt Dilan Kaya, Sprecherin von &bdquo;End Fossil: Occupy!“ auf Nachfrage. Man habe sich darauf geeinigt, friedlich zu protestieren, das Klimathema solle im Vordergrund stehen. Die linksextreme Einstufung der Gruppen durch den Verfassungsschutz möchte sie nicht kommentieren. Nur so viel: Die Aufregung darüber, dass Alibi und Co. eingeladen wurden, hält sie für überzogen.

Mittlerweile ist die Hörsaal-Besetzung in der Bielefelder Politik angekommen – wenn auch bisher nur bei den Jugendorganisationen der Parteien. Während sich die Jusos und die Grüne Jugend hinter die Aktivisten stellen, fordern die Jungen Liberalen (Julis) eine sofortige Räumung des Hörsaals. Es dürfe nicht sein, dass eine radikale Gruppierung den Vorlesungsbetrieb in einer so einfachen Art und Weise lahmlegen könne.

Bisher sieht das Uni-Rektorat jedoch noch keinen Anlass dazu. So lange der Protest friedlich bleibe und jeder in den Hörsaal kommen könne, sei kein Einschreiten notwendig, teilt die Pressestelle mit.

SPD-Jugend bezichtigt Julis der "glatten Lüge" Besonders bestürzt sind die Julis zudem über die Solidaritätsbekundungen der Grünen Jugend und der Jusos. &bdquo;Sie haben damit öffentlich ihr Interesse am Sturz unseres Wirtschaftssystems kundgetan“, sagt der Juli-Vorsitzende Micha Kasper. Auf ihrem offiziellen Instagram-Kanal fordern die Julis deshalb eine klare Abgrenzung.

Lars Bauerdick, Sprecher der Grünen Jugend, antwortet darauf knapp mit einem &bdquo;Nö“. &bdquo;End Fossil macht eine extrem wichtige Aktion, die uns alle weiterbringen wird. Wir distanzieren uns nicht und erst recht nicht nach einer Aufforderung von euch.“ Diese sei eine &bdquo;peinliche Aktion“.

Die SPD-Jugend wirft den Julis zudem &bdquo;billigen Populismus“ vor und bezichtigt sie der &bdquo;glatten Lüge“. Niemand habe Umsturzfantasien. Gleichzeitig geben sie den Julis noch einen Tipp mit auf den Weg. &bdquo;Die zukunftsorientierten Köpfe sind aktuell im Hörsaal 1. Schaut doch da mal vorbei, schadet euch bestimmt nicht.“

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