Vizeweltmeister Carlsbogård spielte „allererste Sahne“

Lemgo . Das hat es schon lange nicht mehr gegeben. 13 Jahre ist es her, seitdem Lasse Boesen als bislang letzter Bundesligaprofi des TBV Lemgo Lippe eine Medaille mit in die alte Hansestadt mitbrachte. Nach dem dänischen EM-Gold 2008 schimmert es rund um die Phoenix-Contact-Arena nun silber und bronze. Gleich drei Medaillen sicherten sich Jonathan Carlsbog å rd, Peter Johannesson und Gedeon Guardiola auf der WM in Ägypten.

Wann kehren die WM-Helden zurück? Für Bjarki Mar Elisson und seine Isländer war bereits nach der Hauptrunde Schluss. Von Kairo flog der TBV-Torjäger direkt nach Frankfurt. Nach zwei negativen Coronatests durfte er am Dienstagabend wieder ins Training einsteigen. Die beiden Vizeweltmeister befanden sich am Dienstag noch in Schweden und werden ebenso wie Gedeon Guardiola am Donnerstag um 16.30 Uhr zum ersten Coronatest in der Phoenix-Contact-Arena zurückerwartet.

Glücksfall Carlsbog å rd . Nicht nur für das Tre-Kronor-Team war Jonathan Carlsbog å rd ein Segen. Dass der 25-jährige Göteborger bereits im Dezember seinen Vertrag beim TBV bis 2023 verlängerte, ist auch für den Handball in Lippe ein absoluter Glücksfall. Angesichts seiner beeindruckenden Leistungen in Kairo wäre der frischgebackene Vize-Weltmeister vermutlich nicht mehr zu halten gewesen. Seine Leistungsdaten sprechen für sich: Mit 29 Assists liegt der mit der Erfahrung eines einzigen Länderspiels angereiste Carlsbog å rd unter den Top-5 der Vorlagengeber. Auch bei der Blockarbeit findet sich &bdquo;Lui“ unter den Top-10 wieder. Obwohl er in den neun WM-Spiele fast immer über 40 Minuten auf der Platte stand und stabil im Innenblock verteidigte, musste er im gesamten Turnier nur eine einzige Zeitstrafe (im Finale) hinnehmen. Schade war nur seine Nervosität und Müdigkeit im Finale, wo er sich gegen Niklas Landin mit 1/6 seine zuvor extrem gute Wurfquote etwas versaute. Sowohl im Viertelfinale gegen Katar als auch beim 32:26 im Halbfinale gegen Frankreich traf Carlsbog å rd jeweils zu 100 Prozent. Insgesamt gelangen ihm 37 Treffer bei seiner WM-Premiere. &bdquo;Ich habe mich sehr für Jonathan gefreut. Er war die positive Überraschung des Turniers – wobei es für mich gar nicht so überraschend war“, meinte Florian Kehrmann. Begeistert war der TBV-Coach auch vom Umschaltspiel. &bdquo;Zudem war Jonathan der maßgebliche Passgeber und hat oft für die Vorteile gesorgt – auch für Jim Gottfridsson. Das war wirklich allererste Sahne“, lobte Kehrmann.

So performten die weiteren TBV-Akteure . Bjarki Mar Elisson spielte mit einer Wurfeffektivität von 73 Prozent ein solides Turnier. Zweimal wurde der Isländer zum &bdquo;Player of the Match“ gewählt und belegte mit 38 Toren in sechs Partien Rang elf in der WM-Torschützenliste. Für Gedeon Guardiola begann die WM zunächst geruhsam. Doch als die Spanier ihre Abwehr von 5:1 auf 6:0 umstellten, war &bdquo;Gede“ wieder voll drin. Mit neun Steals belegte er Rang zwei in dieser Wertung.

Welche Rolle spielte Peter Johannesson ? Florian Kehrmann hatte es schon im Vorfeld befürchtet. Der TBV-Keeper kam über die Rolle des dritten Mannes nicht hinaus. &bdquo;Das ist undankbar, wenn man zum Erfolg mit beitragen möchte, aber leider keine Chance bekommt. Doch von seiner ersten WM gleich eine Medaille mitzubringen, ist ja auch nicht so schlecht. Ich denke, dass Piet viele Erfahrungen gesammelt hat. In Lemgo erhält er wieder mehr Spielanteile“, verspricht Kehrmann. TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike hat seinem Keeper geraten, die unglückliche Rolle anzunehmen und das Team positiv zu begleiten. &bdquo;Peter bekleidete eine ähnliche Rolle, wie sie Carsten Lichtlein häufig erlebt hat. &bdquo;Lütti“ hat das auch alles weggesteckt“, so Zereike.

Das Lemgoer WM-Fazit. &bdquo;Ich habe mich gefreut, so viele Handballspiele gucken zu können. Eine WM oder EM gehören im Januar einfach dazu“, hofft Kehrmann, dass die Spieler nun gesund in die Liga zurückkehren. Was auch für Jörg Zereike ein entscheidender Faktor ist: &bdquo;Wenn die WM keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Bundesliga hat, dann war sie zu vertreten. Für Deutschland war es sportlich ein gebrauchtes Turnier. Doch wir haben auch tolle Spiele gesehen. Von daher hatte die WM einen sportlichen Wert.“

Donat Bartok ist ab sofort ein Kadette

Bereits am Dienstag waren die Rhein-Neckar Löwen schon wieder im Einsatz. In der EHF European League treten sie binnen 24 Stunden zweimal bei den Kadetten Schaffhausen an und treffen dabei auch auf einen ehemaligen TBV-Spieler. Donat Bartok, der vor fast genau einem Jahr seinen Vertrag in Lemgo auflöste und sich Bidasoa Irun anschloss, hat während der WM-Pause den Tabellenzweiten der spanischen Liga Asobal verlassen und für eineinhalb Jahre in Schaffhausen unterschrieben. Der 24-jährige Linkshänder hatte es nicht in den WM-Kader der ungarischen Nationalmannschaft geschafft und nimmt unter dem ehemaligen Erlanger Trainer Adalsteinn Eyjolfsson nun einen erneuten Anlauf Richtung internationale Bühne. Der Platz bei den Eidgenossen im rechten Rückraum neben dem Spanier Angel Montoro war frei geworden, weil bei Kadetten-Kapitän Dimitrij Küttel Anfang Januar eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Schaffhausens Geschäftsführer David Graubner freut sich, den jungen Familienvater aus Ungarn überzeugt zu haben: &bdquo;Mitten in der Saison einen Rückraum rechts mit diesen Qualitäten verpflichten zu können, ist nicht selbstverständlich. Donat Bartok kommt für uns einem Glücksfall gleich.“

Vizeweltmeister Carlsbogård spielte „allererste Sahne“

TBV-Chef tritt ab: Nach neun Jahren hat Herbert Vogel noch einen Abschiedswunsch

Hart statt zart: Zwei Spieler stehen beim TBV Lemgo Lippe in Stuttgart „auf der Kippe“

Lemgos perfektes System für Frederik Simak

Wer ist die Nummer 1 in NRW? Viele Parallelen zwischen TBV Lemgo Lippe und VfL Gummersbach

Euphorie nach dem Kehrmann-Ja beim TBV: Stuttgart kommt, Beiratschef gewählt

Trauer, Tempo, Theuerkauf: So ist die Stimmung beim TBV vor der 50. DHB-Pokalendrunde

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €