Um zu überleben: Paderborner Elektronik-Fachmarkt denkt über Beratungsgebühr nach

Paderborn. Ein großer Elektronik-Fachmarkt gibt seinen Standort in der Paderborner Innenstadt auf: Die Saturn-Filiale in der Libori-Galerie wird nach knapp einem Jahrzehnt geschlossen. Das sorgt nicht nur für einen weiteren Leerstand in der City, sondern treibt auch die anderen Elektronik-Fachmärkte in Paderborn um.

"Wenn ein Mitbewerber schließt, macht man sich schon Gedanken", sagt Karl Josef Scheid. Der Senior-Chef bei Electroplus Scheid bedauert den weiteren großen Leerstand in der Innenstadt. "Von Freude kann da nicht die Rede sein", sagt auch Ingo Mehnert, Geschäftsleiter bei Expert Beverungen. Er denkt dabei an die etwa 30 Mitarbeiter, die aufgrund der Saturn-Schließung ihren Job verlieren werden. Für das bisherige Geschäft der inhabergeführten Elektronik-Fachmärkte in Paderborn wird die Schließung aber wohl wenig Auswirkungen haben.

"Ich werde weiterhin eine gefilterte Auswahl an Geräten anbieten, die den Kunden Orientierung gibt", sagt Ahmet Cekic von Euronics Cekic. Zum einen lasse seine aktuelle Ladenfläche gar keine Erweiterung zu, zum anderen sei das ein Service, den seine Kunden schätzten. Denn das riesige Angebot von Elektrogeräten im Internet sei für viele nicht mehr überschaubar.

Auch bei Expert Beverungen ist eine Erweiterung des Sortiments vor Ort bisher nicht geplant. "Die Ware an sich ist ersetzbar und kann im Zweifel schnell besorgt werden", sagt Mehnert. Zudem ist am Südring noch der Mediamarkt vertreten, der zum gleichen Konzern wie Saturn gehört.

Elektronik-Markt im Internet drückt den Preis In Paderborn werden Elektrogeräte also weiterhin im gewohnten Umfang erhältlich sein. Was den Händlern jedoch Sorgen macht: der Preisdruck im Internet. "Am Gerät selbst verdiene ich kein Geld", erklärt Ahmet Cekic. Denn der Euronics-Markt passe seine Preise an die Internetpreise an. "Früher war das anders", mittlerweile müssten der Lohn für die Mitarbeiter und die Betriebskosten über Dienstleistungen wie Lieferung, Montage, Installation und Reparaturen erwirtschaftet werden.

Die inhabergeführten Elektronik-Fachmärkte setzen aber auch weiterhin auf eine kostenlose Kundenberatung. "Das wird immer wichtiger", meint Ingo Mehnert. Der Service im Geschäft wird von Kunden immer stärker nachgefragt. Doch dann komme es manchmal auch zum sogenannten "Beratungsklau", wie Karl Josef Scheid erwähnt. Kunden lassen sich lange beraten, kaufen dann aber doch woanders.

Diese Erfahrung musste auch Ahmet Cekic schon machen: "Einige Kunden lassen sich hier beraten und kaufen dann im Internet, weil das Gerät dort zehn Euro günstiger ist." Noch koste die Beratung bei ihm kein Geld. "Ich überlege, ob ich eine Gebühr für die Beratung nehmen soll, die dann beim Kauf verrechnet wird", sagt Cekic. Eine Maßnahme, über die sich seine Mitbewerber noch keine Gedanken gemacht haben.

Dienstleistungen werden beim Kauf im Internet oft nicht mitgedacht Ein scheinbar günstiger Kauf im Internet könne im Nachhinein oft zu Folgekosten führen, warnt Scheid. Häufig bekäme er Anrufe von Kunden, weil das im Internet bestellte Gerät nach fünf Jahren kaputt sei. "Dann merken die Kunden erst, dass der Kundendienst nicht stattfindet", sagt der Elektronik-Experte.

Auch käme es häufig vor, dass die Lieferung an der Haustür endet oder die Montage nicht mitgedacht wurde. "Wenn die Waschmaschine vor der Tür abgestellt ist, rufen die Kunden an und fragen nach unserer Hilfe", berichtet er.

Doch in Zeiten von Lieferengpässen sei der Preis nicht immer ausschlaggebend. "Heute ist die Lieferfähigkeit fast wichtiger als der endgültige Preis", sagt Scheid. Mittlerweile seien Lieferschwierigkeiten nicht mehr so drastisch wie während Corona, doch die Branche habe sich noch nicht wieder vollständig erholt, sagt auch Ahmet Cekic.

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