Hoffmannswiesen in Bad Salzuflen machen Hoffnung

Bad Salzuflen. Sanft wiegt sich das Eichenlaub im Wind, orchestriert von einem Chor aus unzähligen Vögeln. Die Juni-Sonne streichelt über das lange Gras, während eine Ente in aller Seelenruhe über die sanft dahinfließende Bega paddelt. Das alles ist nicht fiktionale Prosa, sondern Realität – jedenfalls wenn die Sonne scheint wie in der vergangenen Woche. Die Hoffmannswiesen zwischen Bega und Werre haben sich zu einem grünen Paradies entwickelt. Jemand, der großen Anteil daran hat, ist Manfred Hielscher. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist der heute 87-jährige Gärtnermeister mehrmals in der Woche für die Natur im Einsatz. Er freut sich, dass die &bdquo;Saat" aufgeht.

Gute Entwicklung: Diese Freude teilt er mit Torsten Kraatz. Der Abteilungsleiter im Fachdienst Tiefbau im Rathaus hat die Renaturierung vor fünf Jahren eng begleitet. 350.000 Euro investierte die Stadt damals unter anderem dafür, der bis dahin schnurgerade verlaufenen Bega wieder ein natürliches, kurviges Flussbett zu geben. Als die Arbeiten beendet waren, tauchte schnell ein großes Problem auf. In Windeseile hatte es sich in Bad Salzuflen herumgesprochen, wie schön die Begaauen geworden sind. &bdquo;Es fanden richtige Gelage am Ufer statt", erinnert sich Kraatz. &bdquo;Erinnerungsstücke" waren Abfall und Müll. &bdquo;Das war eine Katastrophe", sagt auch Manfred Hielscher, der allerdings von einer erfreulichen Entwicklung zu berichten weiß: &bdquo;Mittlerweile wird deutlich weniger Unrat in den Hoffmannswiesen zurückgelassen. Die Leute achten mehr auf die Natur, das ist schön", stellt Hielscher fest.

Der 87-Jährige kann das wie kein zweiter beurteilen. Mehrmals in der Woche ist er in den Hoffmannswiesen jeweils für zwei bis drei Stunden unterwegs. Allein 700 Eichen hat Hielscher in dem knapp 20 Fußballfelder großen Areal gepflanzt, schätzt er selbst. Dazu kommen Buchen, Weiden, Schwarzerlen, Hainbuchen, Mammutbäume und andere Pflanzen. Die ersten Eichen, die er vor mehr als 20 Jahren gesetzt hat, haben mittlerweile eine stattliche Größe von mehr als 15 Metern erreicht. Die jüngsten Stämme, um die sich Hielscher gerade hingebungsvoll kümmert, sind kaum einen Meter groß.

Besorgniserregende Entwicklung: In den vergangenen beiden Sommern und auch in diesem Frühjahr beobachtet der Gärtnermeister einen anderen Trend mit großer Sorge: &bdquo;Es ist viel zu trocken." So habe er im Mai über Wochen bei jedem seiner Besuche in den Hoffmannswiesen zahlreiche Jungpflanzen mit Bega-Wasser gießen müssen, damit sie über die Runden kommen. Für den 87-Jährigen sind das klare Auswirkungen des Klimawandels. &bdquo;Wenn Jahr für Jahr auf der Erde eine Regenwaldfläche von der vierfachen Größe der Schweiz abgeholzt wird, hat das dramatische Folgen", sagt er.

Tierische Hoffmannswiesen: Erfreulich wiederum ist, dass sich Tiere in den Begaauen offensichtlich wohl fühlen. &bdquo;Hier gibt es neben vielen Vogelarten unter anderem Füchse, Rehe und Wildschweine", hat Hielscher beobachtet. Vor allem die Wildschweine hätten sich in den vergangenen Jahren stark vermehrt.

Paradies für Insekten: In der Nähe des Pumpwerks Schötmar hat der Rentner in Absprache mit der Stadt vor zwei Jahren auf einer Länge von 120 Metern eine Blühwiese eingesät. Heute strahlt der fünf Meter breite Streifen in der Nähe der Hochbrücke Lockhauser Straße in vielen Farben. Die Stadt musste an dieser Stelle übrigens einige große Pappeln fällen. Die deutlich mehr als 30 Meter messenden Bäume standen am Werre-Ufer und drohten bei Sturm umzustürzen. Mit ihren Wipfeln hätten sie im Fall der Fälle auf bebaute Grundstücke an der Weinbergstraße schlagen können. Als Ersatz für die Pappeln hat Hielscher 33 Eichen gepflanzt.

Weitere Attraktion: Schön findet Hielscher eine Initiative der Stadt. Sie hat 22 Obstbäume alter Sorten entlang eines Weges gepflanzt. Auf Tafeln werden die Pflanzen und ihre Eigenarten vorgestellt. Der Obstbaum-Pfad ist das Ergebnis der Aktion &bdquo;Stadtradeln" im vergangenen Jahr. Statt den Teilnehmer mit den meisten abgespulten Kilometern Preise zu überreichen, legte die Stadt den Lehrpfad an.

Historie: Von 1850 bis 1990 waren die Hoffmannswiesen gesperrtes Areal. Die Weltfirma Hoffmanns’s Stärke ließ hier das Abwasser aus ihrer Stärkeproduktion verrieseln. Deswegen auch der Begriff der &bdquo;Rieselfelder". Um die Jahrtausendwende herum übernahm die Stadt Bad Salzuflen das rund 180.000 Quadratmeter große Grünareal. In den Hoffmannswiesen treffen sich heute unter anderem Spaziergänger, Hundehalter, Jogger, Angler oder Kanuten – und die meisten von ihnen werden sicher auch Manfred Hielscher schon mal begegnet sein.

Verwirrung um Bega und Werre Die NRW-Stiftung nennt auf ihrer Homepage eine interessante Anekdote: &bdquo;Vertraut man den Landkarten und Geografen, dann ist die Bega ein Nebenfluss der Werre. Wer nachmisst, kommt zu einem anderen Ergebnis: Wo sich beide vereinigen, hat die Bega 41, die Werre aber kaum 40 Kilometer hinter sich", heißt es. Zudem führe die Bega mehr Wasser.

Daraus schließt die NRW-Stiftung: &bdquo;Streng genommen fließt also die Werre in die Bega, nicht umgekehrt. Und folglich müsste der Fluss zwischen Bad Salzuflen und der Einmündung in die Weser Bega heißen." Bega und Werre vereinigen sich in Höhe des Bega-Bads. Das übrigens erst seit knapp 60 Jahren, als ein groß angelegter Flussumbau fertiggestellt wurde. In der Vergangenheit mündete die Bega in Höhe des Bahnhofs Schötmar in die Werre.

Hoffmannswiesen in Bad Salzuflen machen Hoffnung

Deshalb wird die Werre in Bad Salzuflen 300 Meter länger

Darum sind die Pappeln an der B239 in Bad Salzuflen gefällt worden

Deswegen verzögert sich der Bau des zweiten Hochwasser-Rückhaltebeckens in Bad Salzuflen

Bad Salzufler sieht auf dem Güterbahnhof von Gottesberg brutalste Attacken

Stadt Bad Salzuflen warnt vor Astbruch in Parks und Wäldern

Was man über Lage wissen muss

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €