Ein 15-Millionen-Projekt soll in Salzuflen verheerende Werre-Fluten verhindern

Bad Salzuflen . Aktuell entsteht an Stelle des Kreisels an der Kreuzung Ostwestfalenstraße/Oerlinghauser Straße ein Brückenbauwerk für rund fünf Millionen Euro. 2023 soll die neue Anschlussstelle fertig sein. Zwei Jahre später könnten in der Nachbarschaft die Arbeiten für ein zweites Großprojekt beginnen: Auf einem Feld zwischen Oerlinghauser und Heerserheider Straße – ungefähr auf Höhe der Knetterheider Oststraße – wird nach Plänen des Werre-Wasserverbandes aus Herford ein 325 Meter langer und bis zu 6,50 Meter hoher Damm samt Schleusentor entstehen. Einziger Zweck des 15-Millionen-Euro-Projektes: Schötmar , Bad Salzuflen, Herford, Löhne und Bad Oeynhausen vor einem Jahrhunderthochwasser und damit großen Schäden zu schützen.

Zu den Details: Das neue Hochwasser-Rückhaltebecken ( HRB ) im Werre-Verlauf entsteht nach dem Prinzip der Anlage, die in mehreren Abschnitten von 1997 bis 2010 in Höhe Grastrup-Hölsen im Lauf der Bega entstanden ist. Unterhalb der Ostwestfalenstraße befindet sich dort ein Beton-Damm mit Schleuse und Technikraum. Im Falle einer Flut werden die Tore geschlossen, und es wird nur so viel Wasser durchgelassen, dass auf der anderen Seite des Dammes – in Richtung Schötmar /Bad Salzuflen – die Bega nicht über die Ufer tritt. Das gestaute Wasser sammelt sich in einem riesigen &bdquo;Becken“ auf einem Feld, das von Erddämmen eingefasst ist. Rund 2,5 Millionen Kubikmeter oder 2,5 Milliarden Liter Wasser können sich so auf 140 Hektar Fläche sammeln. Hier wurden über die Jahre insgesamt rund 18,5 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert.

Ein &bdquo;Netz“ von Becken: Um Schötmar , Bad Salzuflen und Herford im Fall sintflutartiger Regenfälle wie zuletzt im vergangenen Juli in Teilen West- und Süddeutschlands zu schützen, muss jedoch nicht nur die Bega im Fall des Falles eingestaut werden, sondern auch die Werre. Das neue Rückhaltebecken mit dem Damm in Höhe Wülfer / Knetterheide gehöre wie ein bei Detmold geplantes Becken zu einem System, zu dem auch die bestehenden Anlagen in Hölsen , Bustedt und Löhne zählen, so Steffen Veenaas . Er ist seit 2011 Geschäftsführer des Werre-Wasserverbandes, der die Rückhaltebecken plant und bauen lässt. &bdquo;Wenn alle fünf Anlagen in Betrieb sind, können wir bei Hochwasser die Pegelstände optimal steuern und ein Jahrhunderthochwasser in der Region verhindern“, sagt Veenaas .

Sonderfall Gasleitung: Für das neue Rückhaltebecken entlang der Oerlinghauser Straße muss nicht so viel Erde bewegt werden wie seinerzeit für die Anlage in Hölsen . Der Einstaubereich liegt meist tiefer als die Umgebung. Eine Eindeichung ist für den im Staubereich liegenden Dreckhof vorgesehen. Die Wülfer Mühle wird hingegen zurückgebaut. &bdquo;Der Bereich wird vollständig renaturiert“, so Veenaas . Eine Besonderheit ist zudem, dass mitten durch den Einstaubereich die wichtige Gasleitung &bdquo; Wedal “ (Westdeutsche Anbindungsleitung) verläuft. &bdquo;Das hat zur Folge, dass wir zusätzliche Sicherheits-Untersuchungen vornehmen müssen. Das gilt im Übrigen auch für die Hochspannungsleitung, die über den Einstaubereich verläuft“, so Veenaas . Genehmigungstechnisch betrachtet gilt das HRB übrigens als Talsperre.

Echtzeit-Pegelmessung: Der Wasserverband überwacht an vielen Stellen in der Region die Pegelstände der Flüsse in Echtzeit, um auf Gefahrenlagen rechtzeitig reagieren zu können. Eine Karte dazu findet sich im Internet unter www.wwv.nrw. Zuletzt wurde die große Schleuse in Höhe der Bega in Hölsen vor elf Jahren geschlossen. Das passiert immer dann, wenn der Pegel des Flusses kurz vor dem Damm auf 3,70 Meter oder höher steigt. Zum Vergleich: In diesen Tagen liegt der Pegel bei gut 70 Zentimetern.

Zahlen & Fakten: Das neue Hochwasser-Rückhaltebecken ( HRB ), dessen Einstaubereich sich auf einer Länge von rund 2,5 Kilometern entlang der Oerlinghauser Straße bis Leopoldshöhe-Heikpe erstrecken wird, soll ein Fassungsvermögen von gut 2,1 Millionen Kubikmetern (2,1 Milliarden Litern) haben. Es ist damit nur etwas kleiner als das HRB in Hölsen (2,5 Millionen Kubikmeter) und deutlich größer als die geplante Wiembecke-Anlage bei Detmold (700.000 Kubikmeter). Im Moment wird die Entwurfsplanung verfeinert. Steffen Veenaas vom Werre-Wasserverband geht davon aus, dass die Genehmigungsplanung 2023 vorliegen wird. Anschließend folgt das Planfeststellungsverfahren. Baubeginn könnte daraufhin 2025 sein. Die Baukosten von geschätzten 15 Millionen Euro tragen das Land NRW und in kleinerem Umfang die Mitglieder des Wasserverbandes – die Kreise Lippe, Herford, Minden-Lübbecke und die Stadt Bielefeld.

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