Als Dornen und Büsche die Salzufler vor Eindringlingen schützten

Bad Salzuflen. Nicht immer war das Zusammenleben von Lippern und den sie umgebenden Nachbarn so friedlich wie heute. Zudem trieben sich ab und an auch finstere Gesellen im Gebiet des heutigen Stadtwalds herum. Im Hoch- und Spätmittelalter von 1000 bis 1500 n. Chr. behalf man sich daher mit Landwehren, die abseits von befestigten Städten mit ihren Stadtmauern Schutz bieten sollten. Von Wällen, Gräben und Grenzsteinen handelt daher der dritte Teil der LZ-Serie &bdquo;Unser Wald“. (Hier lesen Sie Teil I und Teil II )

Es ist kühl an diesem Donnerstagmorgen, obwohl es bereits Ende Mai ist. Detlev Pankatz trägt eine warme Fleecejacke. Mit dem ehemaligen Förster des Stadtwalds geht es auf eine kleine Tour. Start ist am kleinen Wanderparkplatz an der Richard-Wagner-Straße, sie geht links vom Gröchteweg ab, wenn man in Richtung Herford fährt. Von dort überquert man den Gröchteweg und kommt direkt auf der gegenüberliegenden Seite in den Wald.

Man folgt dem Weg, der nach ein paar Metern links abknickt, und sieht zur Linken ein großes Feld, an dessen Rand sich Reste des Walls befinden, der einmal die Landwehr ausgemacht hat. &bdquo;Die Anlagen bestanden aus aufgeworfenen Erdwällen, zwischen denen dichte Hecken gepflanzt wurden“, berichtet Pankatz. Zumeist habe man dafür Hainbuchen genommen, da diese sehr schnell wachsen.

Wegezoll erhoben &bdquo;Die hat man unterlegt mit Dornengebüschen, wie zum Beispiel Brombeere, Weißdorn oder Heckenrose“, so Pankatz. Für Reiter seien diese Wälle kaum zu durchdringen gewesen. An den größeren Ausfallstraßen wurden seitens der Obrigkeit Schlagbäume angelegt. &bdquo;Dort fanden Kontrollen statt und es wurde unter Umständen Wegezoll erhoben.“

Über wie viele Kilometer sich die Landwehr auf dem heute zu Bad Salzuflen zählenden Gebiet zog, könne man nicht mehr sagen. Zwar seien an vielen Stellen noch Reste der Anlage zu erkennen, bisweilen sind sie aber zerstört worden oder haben sich landschaftlich verändert. Der am Rande des Obernbergs im Nordosten des Gröchtewegs und der Stadtholzstraße gelegene Rest der alten Landwehr sei heute identisch mit der Grenze zwischen den Kreisen Herford und Lippe, sagt Pankatz.

Gänzlich undurchdringlich waren die Landwehren übrigens nicht. &bdquo;Menschen, die nichts Gutes im Schilde führten, haben natürlich versucht, sich einen Weg durch das Dickicht zu bahnen“, erklärt der Forstmann. &bdquo;Die Formulierung ,sich in die Büsche schlagen stammt übrigens aus der Zeit“, so Pankatz. Wurde man dabei erwischt, hatte das allerdings harte Strafen zur Folge.

Aber auch auf legalem Weg konnte man an einigen Stellen die Anlagen abseits der großen Kontrollstellen durchqueren. &bdquo;Es gab sehr schmale und niedrige Heckendurchgänge. Reiter mussten dort allerdings absteigen und man musste den Kopf einziehen, zudem konnte man nur hintereinander gehen.“ Diese Durchgänge dienten auch dazu, das Bestellen von Feldern zu erleichtern, damit die Helfer keine riesigen Umwege nehmen mussten.

Aufwendige Pflege Der Bau und die Pflege der Landwehren sei sehr aufwendig gewesen. &bdquo;Die Arbeiten mussten von den Untertanen des jeweiligen Herrschers oder von den Einwohnern der zu schützenden Ortschaften geleistet werden“, sagt Pankatz. Viele Nachnamen deuteten auch heute auf die alten Anlagen hin, so beispielsweise &bdquo;Landwehrmann“ oder &bdquo;Stadtbäumer“. &bdquo;Beide stehen im Zusammenhang mit Schlagbaum oder Zollstation.“

An den Grenzverlauf erinnern auch die Grenzsteine, die sich bis heute im Stadtwald finden und zum Teil auf das Jahr 1536 zurückgehen. &bdquo;In dem Jahr wurde zwischen dem Herzog Johann von Jülich, Cleve, Mark und Berg und dem Grafen Simon zu Lippe ein Schnatvertrag geschlossen“, berichtet Pankatz. Schnat steht hierbei für Grenze. Damit sollten die ewig andauernden Grenzstreitigkeiten am Abschnitt Vlotho-Vahrenholz beendet werden.

Um die zehn bekannten Grenzsteine befinden sich heute noch in dem Gebiet des etwa 631 Hektar großen Stadtwalds. Die jüngsten datieren aus dem Jahr 1860 und ersetzten vermutlich ältere Steine. &bdquo;Die Exemplare, die damals die Landgrenze zwischen Lippe und Ravensberg und später Preußen markierten, sind noch heute gültige Grenzmale der jetzigen Kreisgrenze“, sagt der pensionierte Förster.

Durch Zufall gefunden Auf der lippischen Seite befindet sich die lippische Rose eingemeißelt, auf der westfälischen die Ravensberger Sparren beziehungsweise auf den jüngeren Modellen ein Adler, der von einigen als preußischer von ihm aber als Brandenburger Adler identifiziert werde, sagt Pankatz. Im westfälischen Frieden 1648 ist Ravensberg den Brandenburgern zugeschlagen worden, 1701 wurde die Mark Brandenburg Teil von Preußen.

Einige der Steine, die sich im Stadtwald befinden, seien erst nach und nach wiederentdeckt worden – oft durch Zufall. &bdquo;Einen Stein hat ein Forstarbeiter zufällig unter einem Gebüsch entdeckt, ein anderer lag im Wasser“, sagt Pankatz. Alle Steine seien wieder am ursprünglichen Standort aufgestellt worden und erfüllten bis heute einen amtlichen Zweck. &bdquo;Wer einen Grenzstein stiehlt, muss mit einer empfindlichen Strafe rechnen“, sagt Pankatz. Und schöner ist es ohnehin, sie im Stadtwald zu entdecken.

Als Dornen und Büsche die Salzufler vor Eindringlingen schützten

Asemissens bestverstecktes Denkmal

Der Grenzstein an der Bundesstraße 66 soll wieder auf lippischen Boden platziert werden

So sieht der Lemgoer Bürgerwald zwei Jahre nach der Pflanzaktion aus

300.000 Euro mit Drogen gemacht: Ex-Dealer aus Bad Salzuflen verkauft nun Gebrauchtwagen

„Last Christmas“ bleibt die größte Herausforderung beim Benefizkonzert in Bad Salzuflen

Social-Media-Hype um ein Trendgebäck auf dem Salzufler „Weihnachtstraum“

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus