Ein „Exot“ dreht in Hillentrup die Scheibe

Dörentrup-Hillentrup . Er ist ein echter Nordlipper, geboren in Bösingfeld, und obwohl es ihn in jungen Jahren in die weite Welt zog, blieb Jürgen Gerber-Albrecht (61) seiner Heimat treu. Er bereichert sie mit einem Beruf, der in Lippe ausgesprochen selten ist: Gerber-Albrecht ist Töpfer, sogar mit Meisterbrief. Trotz des Coronavirus öffnet der Wahl-Hillentruper sein Atelier zum &bdquo;Tag der offenen Töpferei" am Wochenende 14. und 15. März 2020.

Bei Jürgen Gerber-Albrecht ist alles &bdquo;Handarbeit" und &bdquo;echt lippsk". Das gilt nicht nur für seine Keramikarbeiten, sondern auch für den Keramiker selbst, der als Meister seines Fachs alle drei Ausbildungsrichtungen des Töpferhandwerks beherrscht: Freihanddreher, Baukeramiker und Keram-Maler.

&bdquo;Mein Traumberuf war Restaurator" Dabei wollte Gerber-Albrecht eigentlich nach dem Abitur am Barntruper Gymnasium ganz etwas anderes machen. &bdquo;Mein Traumberuf war Restaurator", verrät er und erinnert sich noch gut an das Praktikum im Landesmuseum in Detmold. Aber der Ausbildungsweg sei schwierig gewesen, und man habe ihm zu einer vorbereitenden handwerklichen Ausbildung geraten. Die absolvierte er dann in einem Handwerk, das in Lippe &bdquo;exotisch" ist: der Töpferei. Des Schicksals Fügung war es, dass in seiner nordlippischen Heimat eine Töpferei ansässig war: Brockmann in Bösingfeld.

&bdquo;Der Betrieb bildete damals jährlich drei Lehrlinge aus. Es gab mehrere Gesellen", beschreibt der Hillentruper die Firmengeschichte. Das Töpferhandwerk boomte, und Gerber-Albrecht verbrachte Gesellenjahre in Flensburg, Kiel und auf Sylt, bevor er auf der Keramik-Fachschule in Landshut seine Meisterprüfung ablegte. Das Meisterstück? Mit ausbreitender Gestik beschreibt Gerber-Albrecht die Ausmaße der mehr als 50 Zentimeter großen bemalten Schale. Dazu stellte er einen 45 Zentimeter hohen Krug. &bdquo;Für beide Stücke musste zuvor eine Zeichnung angefertigt werden", sagt der Handwerker.

Vor 15 Jahren brach der Umsatz der Branche ein Rundherum ausgebildet und mit breiter Produktpalette aufgestellt, machte er sich mit einem Ladengeschäft zunächst in Schwelentrup selbstständig, bevor er vor 24 Jahren mit Werkstatt und Ladengeschäft nach Hillentrup zog. Wie seine Berufskollegen verkaufte er gut in Zeiten von Kunsthandwerkerläden, Töpfermärkten und der jährlichen Konsumgüter-Messe &bdquo;Ambiente" in Frankfurt, die die Auftragsbücher füllte. &bdquo;Ich arbeitete auf Bestellung und hatte auch Laufkundschaft, denn es kamen die Gäste der umliegenden Pensionen", erinnert sich Gerber-Albrecht. Doch vor 15 Jahren gab es einen Umsatzeinbruch im Kunsthandwerker-Bereich, den er mit dem Stichwort Globalisierung erklärt. Mittlerweile steige die Nachfrage nach Unikaten aber: &bdquo;Sogar bei jungen Leuten ist Töpferware wieder angesagt", freut sich Gerber-Albrecht.

Am Wochenende hält er neben gefüllten Regalen mit Bechern, Schalen und Stövchen auch Gartenkeramik, Vasen und mehr bereit. Außerdem erhalten Besucher einen Einblick in den mehrere Wochen dauernden Entstehungsprozess seiner Töpferwaren – vom Freihanddrehen über den ersten &bdquo;Schrühbrand" bei 950 Grad bis zum Glasurbrand.

Zwei Lipper machen mit Am landesweiten &bdquo;Tag der offenen Töpferei" beteiligt sich am Samstag und Sonntag, 14. und 15. März, Jürgen Gerber Albrecht in Hillentrup, Hauptstraße 78a. Seine Werkstatt öffnet von 10 bis 18 Uhr – genauso wie die von Anja Kracht in Lemgo, Bahnhofstraße 41. Die Töpferin hat das Handwerk bei Gerber-Albrecht gelernt. Kracht ist Mitglied der Gruppe &bdquo;pickArt" und zeigt künstlerische Keramikarbeiten, Figuren und Malerei.

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