Nachbarn scheitern mit Klage gegen Windrad in Wendlinghausen

Dörentrup-Wendlinghausen/Minden. &bdquo;Sie haben sich ja tief in das für uns Nichttechniker schwierige Spezialgebiet Lärm- und Schallschutz bei Windkraftanlagen eingearbeitet", bekam Christina Pohlmann aus Wendlinghausen gestern vom Mindener Richter Burkhard Bünte zu hören. Doch die Klage ihrer Eltern ist von der 11. Kammer des Verwaltungsgerichts Minden abgewiesen worden. Die Eltern sahen sich durch zwei geplante Windräder südöstlich und westlich ihres Hauses an der Voßheider Straße in ihren Nachbarschaftsrechten beeinträchtigt.

Konkret ging es um die Anlage auf Wendlinghauser Gebiet, die die Firma &bdquo;VSB Neue Energien" an der Donoper Straße plant (die LZ berichtete). Die Bürgerenergiegenossenschaft Wendlinghausen will das Windrad nach dem Bau übernehmen. Die Firma VSB hatte vom Kreis Lippe die Genehmigung die etwa 600 Meter südöstlich des denkmalgeschützten Hauses gelegene Anlage bekommen. Eine weitere soll 565 Meter westlich des Hauses auf Lemgoer Gebiet entstehen, ist aber noch nicht genehmigt. Da die Dörentruper Anlage bei 136 Meter Rotordurchmesser aus der von der Gemeinde Dörentrup festgelegten Konzentrationszone ragte, war der Standort verschoben und eine etwas kleinere Variante gewählt worden – Gesamthöhe: 229,5 Meter.

Neben Denkmal- und Artenschutz, der laut Gericht nicht zu den Nachbarschaftsrechten gehört, hatten die Kläger mehrere Kritikpunkte: Die optische Beeinträchtigung, der Stroboskopeffekt bei &bdquo;Zerschneidung" des Sonnenlichts durch die Rotorblätter, sei bei dieser Entfernung nicht relevant, meinte das Gericht. Für Gefahren bei Havarie oder Brand des Windrades für das Grundwasser und die Hauswasseranlage des Gebäudes sah die Kammer ebenfalls keine Anhaltspunkte.

Wie laut wird die Anlage? Zentraler Punkt der Klage war der Lärmschutz. Wie viel Schall wird am Haus der Kläger ankommen? Darüber entbrannte in der Verhandlung eine heftige Diskussion. Gutachter verteidigten ihre Untersuchungen und die Schallprognose. Unterstützt wurden sie von Olrik Meyer, Fachbereichsleiter Immissions- und Klimaschutz beim Kreis Lippe. Die hier angewendeten Methoden erfüllten alle Vorschriften. Meyer hält die Diskussion für überflüssig.

Das sahen Christina Pohlmann und Rechtsanwalt Eberhard Block anders. Die Berechnungen seien fehlerhaft. Die Werte lägen über dem Schallpegel, der nachts als Windradlärm am Haus der Kläger zulässig sei. Die Gutachter schätzen ihre Werte selbst in der negativsten Annahme darunter, Pohlmann sieht sie, anders gerechnet, knapp darüber.

Richter Bünte aber musste auf die Gesetzeslage verweisen. &bdquo;Als Gericht haben wir uns laut Gesetz auf das verbindliche Regelwerk zu beziehen, egal ob es überholt ist oder nicht." Die einschlägige &bdquo;Technische Anleitung Lärm", zuletzt 2017 geändert, werde eingehalten. Am Ende wurden den Klägern auch die außergerichtlichen Kosten des Verfahren aufgebürdet, also auch die des Fachanwalts des Windrad-Investors.

Bei der Bürgerenergiegenossenschaft Wendlinghausen löste das Urteil natürlich Freude aus. Vorstand Manfred Meyer-Gattermann nannte das Urteil einen &bdquo;kleinen Meilenstein" auf dem Weg zum Windrad. &bdquo;Wir werden uns jetzt spätestens in der kommenden Woche mit der VSB zusammensetzen, um die nächsten Schritte zu besprechen."

Wendlinghausen ist "Hotspot" für den Rotmilan Auch der Nabu hatte gegen die Genehmigung für das Windrad in Wendlinghausen geklagt (siehe Text oben), seine Klage aber zurückgezogen. Inhaltlich bleibt der Naturschutzbund indes bei seiner Kritik. In deren Zentrum steht der Rotmilan: &bdquo;Wendlinghausen ist der Hotspot dieser geschützten Greifvogelart in Lippe, wenn nicht gar in ganz NRW", betont Bernd Milde, Vorsitzender des Nabu-Kreisverbands. &bdquo;Da zwei Windräder zu bauen, ist fatal", kritisiert der Naturschützer.

Der Kreis als Genehmigungsbehörde verweist darauf, dass er sich bei der Prüfung der Anlage an die gesetzlichen Vorgaben gehalten habe. Wie berichtet, ist kurz hinter der Gemeindegrenze auf Lemgoer Gebiet eine zweite Anlage geplant.

Ein Rotmilan-Sammelplatz in Hagendonop ist nach Nabu-Angaben nur 1,3 Kilometer von dem Windrad an der Donoper Straße entfernt, das die Firma &bdquo;VSB Neue Energien" für die Bürgerenergiegenossenschaft Wendlinghausen plant. Dort seien im Mai 16 Rotmilane in einem Baum gesichtet worden. Interessant sei das Gebiet für die Greifvögel wegen der Maisfelder, auf denen sie von Mitte Mai bis Ende Juni reichlich Beute fänden, erläutert Milde. Auf ihrem Weg zu den Flächen seien die geschützten Vögel in Gefahr, von den Windrädern erschlagen zu werden. Es gebe außerdem sechs bis sieben Brutplätze in dem Gebiet.

Zurückgezogen hat der Nabu seine Klage gegen das Projekt, weil &bdquo;Ablenkflächen" für den Rotmilan eingerichtet worden sind – &bdquo;und diese in NRW auch zulässig sind", wie Milde erläutert. Dabei handelt es sich um besondere Flächen, die so gepflegt werden, dass sie für die Greifvögel zur Beutesuche interessant sind. So sollen die Tiere aus dem Einzugsbereich der Windräder gelockt werden. &bdquo;Sollte sich aber herausstellen, dass die Ablenkung nicht funktioniert, werden wir die Stilllegung des Windrads beantragen", kündigt Milde an. Andere Auflagen wie Abschaltzeiten reichten nicht aus.

Der Kreis Lippe hingegen betont, vor der Windrad-Genehmigung seien natürlich die Artenschutzfragen und auch die Ablenkungsfläche geprüft worden – &bdquo;so, wie es der Gesetzgeber vorschreibt", sagt Sprecherin Lisa Grünreich. Sie verweist darauf, dass gestern eine Klage gegen die Genehmigung scheiterte. Der Kreis sei beim Thema Ablenkungsflächen sogar strenger als die Vorgaben und achte darauf, dass die Areale in der Nähe der Flächen lägen, auf denen der Rotmilan sich aufhält.

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