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Heute vor 30 Jahren in der LZ: Anti-Nazi-Demo und Russland-Warnung erschreckend aktuell

Till Brand

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Die Titelseite der LZ vom 7. Februar 1994. Es ist eine Montagsausgabe - der Fußball dominiert. - © Lippische Landes-Zeitung
Die Titelseite der LZ vom 7. Februar 1994. Es ist eine Montagsausgabe - der Fußball dominiert. (© Lippische Landes-Zeitung)

Kreis Lippe. Haben auch Sie in den vergangenen Tagen keine Folge unserer Kurzserie „Heute vor ... Jahren" verpasst? Die Histörchen haben uns in die 1970er bis 2000er Jahre entführt. Spannend war es allemal, lesen Sie selbst nach!

Am Mittwoch ist es nun soweit, die LZ feiert ihren 257. Geburtstag. Damit ist es Zeit für die vorerst letzte Folge des LZ-Histörchens. Dieses Mal geht es erneut in das Jahr 1994: Was stand am 7. Februar vor 30 Jahren im Blatt?

„Albtraum der Finsternis"

Auf der Titelseite drängt sich eine kurze Meldung auf: „Erstes US-Manöver mit Russen". Was nach Tauwetter klingt, mischt sich mit dem Warnruf des US-Verteidigungsministers William Perry: Falls die (russischen) Reformen versagen, „haben wir allen Grund, einen neuen Albtraum der Finsternis in Europa zu befürchten." Wie wahr ...

In Detmold demonstrieren Tausende aus dem ganzen Bundesgebiet gegen ein Nazi-Zentrum. Irgendwie auch ein Stück weit aktuell das Thema ... - © Lippische Landes-Zeitung
In Detmold demonstrieren Tausende aus dem ganzen Bundesgebiet gegen ein Nazi-Zentrum. Irgendwie auch ein Stück weit aktuell das Thema ... (© Lippische Landes-Zeitung)

In Detmold gehen die Menschen derweil auf die Straße. Wie heute, exakt 30 Jahre später, geht es gegen Nazis. Im Fokus steht die Zentrale der „Nationalistischen Front" (kurz NF) in Pivitsheide. 3500 Demonstranten gegen das Nazi-Zentrum reisen aus dem ganzen Bundesgebiet an; es bleibt weitestgehend friedlich, wie die Polizei mit der etwas unpassenden Bemerkung feststellt: „Eine zweite Schlacht am Teutoburger Wald hat nicht stattgefunden."

Der Karneval ist in Lippe wie heute schon in den 80ern eine nur punktuell anzutreffende Erscheinung, die dort, wo sie gefeiert wird, allerdings umso intensiver zelebriert wird. In Detmold sind bei den unterschiedlichen Veranstaltungen insgesamt 1000 Menschen unterwegs, um sich von „TV-Rudi", den „Cowgirls aus Dodge City" und den „Berlebecker Hupfdolls" bestens unterhalten zu lassen.

Karneval lockte schon in den 90ern in die Hochburgen. Weite Teile Lippes können mit dem närrischen Treiben jedoch, damals wie heute, nichts anfangen. - © Lippische Landes-Zeitung
Karneval lockte schon in den 90ern in die Hochburgen. Weite Teile Lippes können mit dem närrischen Treiben jedoch, damals wie heute, nichts anfangen. (© Lippische Landes-Zeitung)

Wer den Lemgoer Stadtbus-Treffpunkt kennt, wird diese Diskussion aus heutiger Sicht wohl kaum nachvollziehen können: Der damalige CDU-Bürgermeisterkandidat und Alt-Lemgo-Grande Karl-Heinz Richter findet die gläserne Überdachung einen „brutalen Eingriff in das stadttypische Ambiente". Heute ist das Glasdach einfach da - wenn’s regnet, sollten die meisten Busreisenden damit ganz zufrieden sein, oder?

Waren 1984 im Lippischen noch Stefanie, Christiane, Markus und Christof beliebte Kindernamen, sind es nun Sarah und Katharina sowie bei den Jungs Alexander und Marcel. Das hat zumindest das Lemgoer Standesamt mit Blick auf das vergangene Jahr ermittelt, in dem in der alten Hansestadt 325 Babys zur Welt kamen.

Preisbeschau: Mit diesen Angeboten lockte die damals noch bestehende Schötmaraner Kaufhalle an die Schlossstraße. - © Lippische Landes-Zeitung
Preisbeschau: Mit diesen Angeboten lockte die damals noch bestehende Schötmaraner Kaufhalle an die Schlossstraße. (© Lippische Landes-Zeitung)

In Schötmar an der Schlossstraße gibt es seinerzeit offensichtlich noch die gute, alte Kaufhalle mit ihrem Vollsortiment vom in Lila und Mint glänzenden 90er-Jogginganzug übers Eau de Cologne bis zum Liter Milch. Vergleichen Sie selbst: Das zweilagige Toilettenpapier bezahlen Sie (weit vor der Corona-Bunkermentalität) mit 2,99 D-Mark, die zehn Kilo Vollwaschmittel mit 22,95 und das Pfund Kaffee von Onko mit magensanften 5,99.

Die Nordwestdeutsche Philharmonie, kurz NWD, ein Fels in der Brandung. Damals schon so renommiert und anerkannt wie heute. - © Lippische Landes-Zeitung
Die Nordwestdeutsche Philharmonie, kurz NWD, ein Fels in der Brandung. Damals schon so renommiert und anerkannt wie heute. (© Lippische Landes-Zeitung)

Ein Fels in der Brandung ist bereits in den 90ern die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD). Kein LZ-Kulturredakteur kann die hochkarätigen Auftritte des Orchesters zählen. Heuer gibt es Bizets „Carmen", den unser Kulturexperte mit fein gewählten Worten bespricht: „Vor allem der dritte Satz, das Adagio, überzeugte auf Grund subtiler Auslotung einzelner Momente (Harfenglissandi, frappierender Streichertremoli über dumpfen Paukenwirbel), die keineswegs den Eindruck des Vernutzten erweckten."

Vernutzt - welch ein passendes Stichwort: In der Hoffnung, dass das bereits einmal vernutzte Archivmaterial aus den LZ-Ausgaben verschiedener Jahrzehnte Ihnen in der Wiederaufbereitung Freude und Erkenntnisgewinn gebracht hat, geht die vorerst letzte Folge zu Ende. Ohne Paukenschlag der NWD.

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