Auf dem Hof Rethmeier aus Billinghausen kann sogar nachts eingekauft werden

Lage-Billinghausen. Bei Familie Rethmeier in Billinghausen können die Kühe ins Wohnzimmer gucken. Diese Nähe wird nicht nur zu den Tieren gelebt, sondern auch zu den Menschen. Auf dem Hof sind Besucher jederzeit willkommen. Damit die Bewohner aber auch mal Feierabend haben, nutzt man ein digitalisiertes Automaten-Geschäft.

Carsten Rethmeier züchtet mit Leidenschaft Milchkühe. 70 bis 80 Kälbchen werden im Jahr geboren. &bdquo;Wir sind der größte Milchvieh-Betrieb in Lage. Allerdings nur, weil wir mittlerweile der einzige sind“, berichtet der Landwirtschaftsmeister und lacht. Ein bisschen Bitterkeit schwingt mit, denn es sei schwierig geworden, damit Geld zu verdienen. Die Preise seien unter aller Würde, so der 53-Jährige. &bdquo;Als ich 14 Jahre alt war, habe ich schon in Bielefeld gegen die Milchpreise demonstriert“, erinnert sich Rethmeier noch ganz genau und kann sich bei dem Thema richtig ärgern.

Heute werden die Tiere in den Medien als &bdquo;Co2-Pupser“ und Umweltvergifter betitelt. &bdquo;Im Jahr 1982 gab es 7 Millionen Kühe und 22 Millionen Autos. 2023 gab es 3,5 Millionen Kühe und 41 Millionen Autos“, nennt Carsten Rethmeier Zahlen, die zu denken geben sollen.

Fan von neuer Technik Aufgeben war jedoch nie eine Option. Stattdessen hat sich der Familienbetrieb im Laufe der Zeit immer breiter aufgestellt. 2015 wurde mit der Zucht von Wagyu-Rindern begonnen, fünf Jahre später sind Hühner ins Hühnermobil eingezogen. Carsten Rethmeier vergleicht dieses mit einem tierischen Fünf-Sterne-Hotel, denn hier komme alles zum Einsatz, was die Technik hergebe, ob automatisierter Futter- und Wassernachschub oder individuelle Beleuchtung.

Rethmeier outet sich als absoluter Neuheiten-Fan. &bdquo;Wenn sich ergänzend zum traditionellen Handwerk innovative Technik erschließt, dann greife ich zu“, berichtet er beispielsweise von einem permanenten Futter-Ranschieber namens &bdquo;Butler“ oder einem Brunsterkennungssystem. &bdquo;Die Kühe schreiben mir eine E-Mail, wenn sie besamt werden wollen.“ Die Nachrichten entstehen über Algorithmen, die per Halsband am Tier erkannt werden. Wobei der Landwirt betont, dass er die Brunst noch vor dem System erkenne. &bdquo;Das wäre ja schlimm, wenn nicht. Schließlich sehe ich jede Kuh täglich im Melkstand und auf der Weide“, sagt er schmunzelnd.

Sogar nachts kommen Kunden Die hofeigenen Produkte wie Milch, Eier, Fleisch und Käse können inzwischen zu jeder Tageszeit erworben werden, seit die Familie Rethmeier Verkaufs-Automaten für sich und die Kunden entdeckt hat. &bdquo;Das ist sagenhaft, wie oft sogar nachts bei uns eingekauft wird“, freut sich Carsten Rethmeier, der auch Eis von einem Bielefelder Hof mit ins Angebot genommen hat. Wer regional einkaufe, solle sich auch regional belohnen, lautet sein Motto. Schon Opa Rudolf habe seinerzeit auf eine breite Produktpalette mit Puten, Enten, Gänsen und Äpfeln gesetzt. Der Hof hat eine lange Tradition. Er wurde im Jahr 1270 das erste Mal unter dem Namen &bdquo;Meyer up der Rethlage“ erwähnt. Um 1700 erfolgte eine Verlagerung an den heutigen Standort an der Hörster Straße. Neben der Viehzucht werden noch 140 Hektar bewirtschaftet, davon 22 als Grünland.

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