Erster Baumpate Lemgos greift zur Gießkanne

Lemgo . Ist doch Ehrensache, meint Kaufmann Sven-Eric Bierhenke vom Ostertor. Und das an seinem Ehrentag. Ausgerechnet an seinem Geburtstag hat der 35-Jährige die Urkunde von der Stadt bekommen: Sven-Eric Bierhenke ist Lemgos erster offiziell anerkannter Baumpate.

Der Aufruf aus dem Rathaus ist nur wenige Wochen alt, erinnert sich Pressesprecherin Tanja Schröder. Die Idee, ursprünglich formuliert von den Grünen und der SPD: Um das Verständnis und den Respekt gegenüber Natur und Umwelt zu fördern, sollen den Lemgoern Patenschaften für einen ganz bestimmten Baum, oder – siehe Bierhenke – gern auch mehrere, übertragen werden. Lemgo schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe und entlastet darüber hinaus in Zeiten der Dürresommer seinen Bauhof.

Wie das Ganze aussieht, hat Hendrik Wolter, der im etwas sperrigen Verwaltungsjargon für die sogenannten Grünflächenangelegenheiten zuständig ist, schnell erzählt: &bdquo;Sauberhalten der Fläche rund um den Baum, nach Bedarf gießen, vor allem aber in Hitzeperioden, Schäden melden und eventuell das Bepflanzen rund um den Stamm." Letzteres entfällt bei Bierhenke, weil hier – am neuen Ostertor – Kies und Matten eingebaut worden sind.

"Fand die Idee sofort super"

Sven-Eric Bierhenke hofft nun, dass sein Beispiel Schule macht: &bdquo;Ich habe den Post von Bürgermeister Markus Baier in den Sozialen Netzen dazu gelesen und fand Idee sofort super", betont der Immobilienmakler. Schließlich habe er schon bislang den zwei jungen, im Zuge der Mittelstraßen-Erneuerung gepflanzten Eschen den ein oder anderen Eimer Wasser als Starthilfe gegeben. &bdquo;Ich habe die beiden ja ohnehin im Blick", sagt er.

Insgesamt hat Lemgo nach Zählung von Hendrik Wolter 3000 Bäume an Straßen und Plätzen ausfindig gemacht, die für eine Patenschaft in Frage kommen. Es ist also nicht für jeden Lemgoer ein Baum da. Denkbar ist laut Sprecherin Schröder sowohl, dass sich Bürger für einen konkreten Baum melden, als auch die grundsätzliche Bereitschaft. Dann können die Kollegen um Wolter ein fußläufig gelegenes Exemplar empfehlen. &bdquo;Es soll schließlich niemand erst mit einer Zehn-Liter-Kanne durch die halbe Stadt laufen müssen", bekräftigt Tanja Schröder. Ältere Bäume scheiden übrigens aus – sie haben meist Wurzeln, die so tief reichen , dass sie Wasserträger nicht nötig haben – deswegen werden etwa für weite Teile des Walls keine ehrenamtlichen Helfer benötigt.

Keine Sanktionen bei falscher Pflege

Angedacht ist laut Hendrik Wolter in besonders heißen und ausdauernden Sommern auch die seit einigen Jahren im Stadtbild verbreiteten Wassersäcke herauszugeben – damit könnten es sich die Baumpaten etwas einfacher machen. Die eventuelle Bepflanzung rund um den Stamm werde stets abgestimmt, damit es auch zu Baum, Umfeld und Standort passt. Hinweise, wenn etwa Pflege nötig ist, weil trockene Äste herabhängen, sind gern gesehen – nur selbst daran herumgeschnippelt werden soll bitte nicht.

Sanktionen, wenn ein Baum unter der Obhut eines Paten vertrocknet, drohen übrigens nicht, sagt Pressesprecherin Tanja Schröder. &bdquo;Also keine falsche Scheu." Bei längerer Abwesenheit, etwa Urlaub, könnten Nachbarn &bdquo;engagiert" werden. Sofern das nicht möglich sei, sei eine Abmeldung ratsam – dann springe selbstverständlich der Bauhof für die Zeit ein.

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