Diesen starken Lemgoer Persönlichkeiten sollen Straßennamen gewidmet werden

Lemgo. An Opfer und Verfolgte des Nationalsozialismus soll mit Straßenschildern in den Neubaugebieten am Stiftsland und Pöstenweg erinnert werden. Der Kulturausschuss hat den entsprechenden Vorschlag der SPD angenommen, jeweils eine Straße nach den Familien Frenkel, Sternheim sowie Becker benannt werden.

Wie der Vorsitzende des Gremiums, Claus Cieciera (CDU), bestätigt, sei es einhellige Meinung gewesen, hiermit an wichtige Lemgoer Persönlichkeiten zu erinnern. Da keine Umbenennungen wie an der Campusallee (früher: Langenbruch) erforderlich seien, gebe es auch keinen zusätzlichen Aufwand, weil ansässige Anwohner oder Firmen ihre Postanschrift ändern lassen müssen – mit allen Umstellungen vom Briefpapier bis zum Telefonbuch, die hiermit verbunden sein könnten.

Stärkung der Erinnerungskultur

Florian Lueke (SPD), aus dessen Feder der Antrag stammt, freut sich: &bdquo;Die Erinnerungskultur wird gestärkt.“ Bei den Frenkels handelt es sich gut vernetzte und ehrenamtlich engagierte, dann aber von den Nazis verfolgte und deportierte Familie, von denen lediglich Karla (eine spätere Raveh) und Großmutter Helene das Warschauer Ghetto und unterschiedliche Vernichtungslager überlebten. Ebenfalls jüdischen Glaubens und Verfolgter des Nationalsozialismus war der Mäzen Adolf Sternheim, der sich insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg für das Gedenken und die Rückkehr von Nazi-Opfern eingesetzt hatte. Ihm zu Ehren verleiht die Stadt Lemgo bereits die Adolf-Sternheim-Ehrennadel .

Der Beckerweg, der für das Neubaugebiet am Pöstenweg vorgesehen ist, verweist auf Clemens und Wilhelmine &bdquo;Minna“ Becker. Clemens Becker war erster demokratisch gewählter Regierungschef in Lippe, erster Bürgermeister Lemgos nach dem Zweiten Weltkrieg, seine Frau Initiatorin bei der hiesigen AWO-Gründung und eine der ersten Ratsfrauen der Stadt.

In beiden Neubaugebieten fügen sich die ausgesuchten Namen, die mit Erklärschildern unter den eigentlichen Straßenschildern versehen werden sollen, gut ein, findet Lysann Rehberg als städtische Geschäftsbereichsleiterin Kultur. Zwar gebe es, etwa in Form des Sternheimpreises und der Karla-Raveh-Gesamtschule schon sichtbare Erinnerungen, entsprechende Straßennamen suche man dagegen vergebens.

Lücke schließen

In künftiger Nachbarschaft der Frenkelstraße und des Sternheimweges existiert bereits die Moritz-Kabaker-Straße, die an die jüdische Fabrikantenfamilie erinnert, daher betrachtet das Kulturamt das Neubaugebiet hinter der Südschule als besonders geeignet, um auch an die Familien Frenkel und Sternheim zu erinnern.

In Sachen Becker meint die SPD, dass damit eine Lücke geschlossen werde. Gebe es doch bereits Benennungen nach den Bürgermeistern Gräfer (letztes Stadtoberhaupt im Nationalsozialismus) und Höland, das &bdquo;Gegengewicht“ Becker fehle jedoch. Eine Schreibweise in allen drei Fällen ohne Vornamen stärke die Bedeutung der Frauen in den jeweiligen Familien, die aufgrund gesellschaftlicher Normen zu Unrecht oft im Schatten ihrer Männer gestanden hätten.

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