In Lemgo wird der Nahverkehr für Schülerinnen und Schüler kostenlos

Lemgo. Schüler der weiterführenden Schulen aus Lemgo können künftig umsonst mit dem ÖPNV fahren. Das Westfalenticket macht's möglich: Während einer Probezeit, die zwei Jahre gilt, können sie fünf Nahverkehrsgebiete in 16 Kreisen und drei kreisfreien Städten mit Bus und Bahn erkunden.

"Damit fährt ein Schüler aus Hohenhausen kostenlos bis an die holländische Grenze", hinterfragte Fraktionschef Carsten Steinmeier (CDU/Aufbruch C) das Angebot und hatte die Antwort schon parat: "Unverhältnismäßig"; schließlich werde damit kein Cent in den ÖPNV investiert, kein Bus mehr auf die Straße gesetzt, kein Takt verdichtet. Letztlich führe es nur zu Mehrausgaben für die Stadt Lemgo: 220.000 Euro, die zusätzlich zu den bereits kalkulierten Schülerbeförderungskosten von 850.000 Euro investiert werden müssten. Doch mit seinen Argumenten konnte Steinmeier die Mehrheit im Rat nicht überzeugen. Der Antrag von SPD, Grünen und BfL setzte sich mit 24 Stimmen (Zustimmung gab es auch von einem eSL-Mitglied und von den Linken) knapp gegen CDU/Aufbruch C, FDP, AfD, eSL (eine Stimme) und dem im Rat stimmberechtigten Bürgermeister Baier mit insgesamt 21 Stimmen durch.

Ticket kommt voraussichtlich erst 2023 Damit wird es das Westfälische Schülerticket auch in Lemgo geben, das aber voraussichtlich erst ab Februar 2023. Denn vorab, so hatte sich Bürgermeister Baier bereits bei Verkehrsbetrieben und Kreis informiert, sei das wohl kaum möglich. Baier machte kein Hehl daraus, dass er ein lippisches Modell bevorzugt hätte, das aber sei durch das Vorpreschen von SPD und Grünen im Kreis konterkariert worden . Kritische Worte gab es auch von Barbara Schiek-Hübenthal (FDP): Mit dem Ticket würden die Kosten schlicht auf die Allgemeinheit übertragen, unter anderem für Freizeitaktivitäten außerhalb der Stadt. Die Quittung dafür müssten dann die jungen Menschen letztlich doch wieder zahlen, sobald sie die zusätzliche Verschuldung der Stadt abtragen. Komplett kostenlosen ÖPNV, wie ihn Frank Redelberger (Linke) zusätzlich beantragt hatte, lehnte sie als "Freibier für alle" ab. Udo Golabeck (eSL) wies zudem darauf hin, dass gar nicht klar sei, ob ein Westfalenticket überhaupt gewollt sei .

SPD-Fraktionschef Alexander Baer hingegen hielt den Aufwand für vertretbar. "Lemgo ist stark genug, das zu zahlen", schließlich werde in die Jugend investiert. Für Dr. Burkhard Pohl (Grüne) handelt es sich um einen Testlauf für die Verkehrswende. "Der Preis für den ÖPNV ist bei der Jugend durchaus Thema", so Pohl, das Westfalenticket könne ihnen den öffentlichen Nahverkehr schmackhaft machen.

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