Lemgo kommt bei Ausbau der Grundschulen an seine Grenzen

Lemgo. In den Grundschulen in Lemgo wird der Platz knapp. Spätestens, wenn ab Sommer 2026 der Anspruch auf Ganztagsbetreuung greift, können die Kinder vor Ort kaum noch untergebracht werden. Was also tun? Eine Arbeitsgruppe hat sich konstituiert, um in einem ersten Schritt Maßnahmen für die Grundschulen in Lieme, am Schloss Brake und in Kirchheide zu besprechen . Erste Ergebnisse legte Alois Lompa vom beauftragten Büro Drees & Huesmann aus Bielefeld im gemeinsamen Schul- und Betriebsausschuss vor. Und eines wurde klar: Es wird teuer. Zu teuer, wenn es nach Ansicht von Kämmerer Frank Limpke geht.

Jetzt gilt es, die Marschroute zu bestimmen An allen drei Grundschulstandorten sind umfangreiche Arbeiten nötig. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus Lehrern, Eltern, Verwaltung, OGS-Betreibern und Vertretern von Drees & Huesmann, skizzierte dabei vier Szenarien: vom reinen Ausbau der OGS bis zum kompletten Neubau. Letztere Variante würde pro Schule etwa 24 Millionen Euro, in Brake gar 40 Millionen bedeuten. Bei den Ausbauplänen wurden nach Aussagen von Alois Lompa unter anderem Raumbedarf, pädagogische Ausrichtung, aber auch mögliche Quartiersarbeit vor Ort berücksichtigt.

Sinnvoll sei es dabei auch, sich von der sogenannten Flur- zur Clusterschule zu entwickeln. Das heißt, dass einzelne Bereiche effektiv zusammengelegt werden, ohne sie über das ganze Schulgebäude zu verteilen. Jetzt gehe es darum, zu bestimmen, in welche Richtung es gehen solle, so Lompa, und verhehlte dabei nicht, dass aus rein pädagogischer Sicht sicherlich Umbau oder Neubau und damit die teueresten Varianten die sinnvollsten wären.

Grundschule Lemgo West in Lieme In der zweizügigen Grundschule in Lieme werden aktuell etwa 130 Jungen und Mädchen bis in den Nachmittag betreut, 2026 könnten es 194 sein. Berechnungen zufolge fehlen allein in Lieme damit 677 Quadratmeter Fläche (derzeit sind es 1114 m²), das macht gut 60 Prozent zusätzlichen Raumbedarf aus. Sinnvoll und erwünscht sei es in Lieme, den zentralen Schulhof zu erhalten, so Lompa, und gab erste Kostenmodelle vor: Würde man lediglich Raum (Neubau) für die OGS errichten, so wäre mit Baukosten von 2,2 Millionen Euro zu rechnen, hinzu kämen noch spätere Umbaukosten im Bestand und Container als Zwischenlösung, sodass letztlich eine Summe von gut 14 Millionen Euro zu Buche schlüge.

In der zweiten Variante, die zusätzliche Fachräume berücksichtigt, lägen die Gesamtkosten letztlich bei etwa 16,7 Millionen Euro. Bei Szenario C mit Umbau, Sanierung und Erweiterung würde die Stadt ersten Kalkulationen zufolge rund 27,5 Millionen Euro investieren, bei einem kompletten Neubau (Szenario D) wären es 24,3 Millionen.

Grundschule Kirchheide Noch drastischer als in Lieme ist der Raumbedarf an der Grundschule Kirchheide. Dort werden in der offenen Ganztagsbetreuung derzeit etwa 105 Kinder betreut, ab 2026 könnten es rund 200 sein. Der zusätzliche Flächenbedarf läge damit bei etwa 876 m², das sind 96 Prozent der derzeitigen Fläche von 915 m². Hier wäre laut Lompa eine grundsätzliche Neuordnung der Gebäudestruktur nötig. Käme ein Anbau für die OGS hinzu, würde das inklusive der weiteren Umbauarbeiten und Container-Zwischenlösungen etwa 16 Millionen Euro kosten, zuzüglich weiterer Fachräume (Szenario B) käme man auf 18,6 Millionen Euro. Umbau, Sanierung und Erweiterung im Bestand würden 24 Millionen Euro kosten, ein kompletter Neubau läge mit 23,9 Millionen Euro knapp darunter.

Grundschule am Schloss Brake Anders stellt sich die Problematik in der Grundschule am Schloss da. Dort werden 2026 vermutlich knapp 300 Kinder in der OGS betreut, derzeit sind es etwa 250. Dafür gibt es zwar weniger zusätzlichen Raumbedarf - es fehlen "nur" 237 m², damit zehn Prozent der aktuellen Fläche von 2353 m² - allerdings müsste in Brake dringend umgebaut werden, um den aktuellen pädagogischen Ansprüchen und der Neuordnung zu einer Clusterschule zu entsprechen.

Derzeit prägen noch enge nicht barrierefreie Treppenhäuser das Bild in der Grundschule. Das Büro Drees & Huesmann geht daher für Brake von einem Umbau im Bestand (Szenario C) oder auch Neubau (D) aus. Der Umbau würde ersten Kalkulationen zufolge etwa 40 Millionen Euro kosten, bei einem Neubau wäre die Stadt mit gut 36 Millionen dabei.

Das sagt der Kämmerer Einmal mehr als selbst ernannter "Spielverderber" trat Kämmerer Frank Limpke in der gemeinsamen Sitzung Schul- und Betriebsausschuss auf. Angesichts der düsteren Haushaltsprognosen für die kommenden Jahre mahnte er zur Sparsamkeit. 24 Millionen Euro pro Grundschulstandort und in Brake gar noch mehr seien für die Kommune kaum zu stemmen, zumal es für den Ausbau lediglich 1,2 Millionen Euro vom Land gebe. Allein für Tilgung und Zinsen müsste die Stadt rund eine Millionen Euro aufbringen.

Große Umbau- und Neubauarbeiten laufen oder sind in den kommenden Jahren auch für die weiterführenden Schulen geplant. Insgesamt rechne er mit über 150 Millionen Euro Kosten. Fördermittel, so Limpke, gebe es überdies nicht für Neubauten, wohl aber zum Teil für energetische Sanierung. Der Kämmerer bat die Politik, die Haushaltslage bei den Beratungen nicht aus dem Blick zu verlieren.

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