Schieder-Schwalenberg. Der in Leipzig lebende Maler und Zeichner Michael Eppler wird ab Mai als neuer Stipendiat des Landesverbandes Lippe für sechs Monate in das Künstlerhaus in Schwalenberg einziehen und dort auf die Abschlussausstellung im Oktober im Robert-Koepke-Haus hinarbeiten.
Die Jury, bestehend aus dem Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast, der Kunstreferentin der Kulturagentur des Landesverbandes Lippe, Dr. Mayarí Granados, die das Stipendium betreut, sowie der Kunsthistorikerin Vera Scheef (Kulturagentur des Landesverbandes Lippe), Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth, Professor Andreas Beaugrand (Kunstverein Oerlinghausen), André Köller (Firma Phoenix Contact), Ernst Thevis und Axel Plöger (Künstler), hat sich laut Pressemitteilung des Landesveerbandes aus mehr als 40 Bewerbungen aus dem In- und Ausland für Michael Eppler entschieden.
Der 37-Jährige überzeugte nach Angaben der Kultuagentur mit seinen vielseitigen malerischen, zeichnerischen und literarischen Ansätzen, mit sehr ungewöhnlichen Materialexperimenten sowie mit seinen Ideen, sich dem Ort zeichnerisch zu nähern und dabei die Menschen vor Ort mit einzubeziehen.
Ungewöhnliche „Schaumbilder“
Am ungewöhnlichsten seien Epplers „Schaumbilder”. Da das Arbeiten mit reliefartig dick aufgetragener Ölfarbe zu teuer wurde, habe sich der Künstler daran gemacht, mit Materialien zu experimentieren, die eine ähnliche Haptik erzeugen. So habe er ein Verfahren entwickelt, bei dem er zunächst Motive auf Müllsäcke oder Plastikfolien male, und darauf anschließend eine Mischung aus Seifenschaum, Kleber und ein paar Tropfen Tusche gieße. „So entstehen verblüffende Ergebnisse, die eher Relief als Malerei sind - die Motive spielen dabei eine untergeordnete Rolle, sofern sie überhaupt noch erkennbar sind.“
Neben seiner Malerei, die im Atelier entsteht, zeichne Eppler auch direkt im Freien seine unmittelbare Umgebung: Bäume, Hochhäuser, Rohre, Parkplätze und anderes mehr. Dabei lenke Eppler oft den Blick auf vermeintlich profane Ecken.
„Ergänzt werden die Arbeiten Epplers durch Texte. Es geht dabei nicht darum, einfach das Gesehene mit Worten zu beschreiben, sondern Nebenbeobachtungen werden festgehalten, die sich dem Künstler aufdrängen, die aber keinen Platz auf dem Papier gefunden haben. Also wird gerade das, was der Künstler nicht darstellen kann, zu einer Geschichte“, wird Dr. Mayarí Granadosin in der Pressemitteilung zitiert.
Archetypische Symbole des öffentlichen Lebens
Epplers Vorhaben in Schwalenberg klinge auf den ersten Blick wenig revolutionär. Nach Angaben der Kulturagentur plant er, einfach in Schwalenberg zu zeichnen: „Direkt im Freien, mit schwarzer Tusche auf Papier. Die Burg, das Rathaus, die Fachwerk-Altstadt. Dabei geht es ihm aber weniger um Postkartenmotive, vielmehr will er die Essenz eines Ortes herausarbeiten.“ Das „Gegenwärtige“, das Eppler interessiert, liege dabei meistens in abseitigen oder profanen Bereichen. Er sei auf der Suche nach dem „ultimativen“ Aldi-Parkplatz, dem „ultimativen“ Mülleimer oder nach dem „ultimativen“ Fernwärmerohr. Also nach archetypischen Symbolen des gemeinschaftlichen öffentlichen Lebens.
Der beste Weg, um einen Ort und seine Bewohner besser zu verstehen, sei, direkt mit ihnen zusammenzuarbeiten. Eppler könne sich gut vorstellen, in einem Workshop zusammen mit Schwalenbergern und anderen Interessierten zeichnerisch die Stadt neu zusammenzusetzen. Ein ähnliches Projekt habe er schon mal im sächsischen Schkeuditz veranstaltet, unter anderem entstand eine Riesenzeichnung.