Bürgermeisterwahl in Schlangen: Dr. Ralf Köster tritt als unabhängiger Kandidat an

Schlangen. Dr. Ralf Köster steht in Schlangen als parteiloser Bürgermeisterkandidat zur Wahl. Seine Unabhängigkeit sei ihm besonders wichtig, sagt er. Sie ermögliche es, moderierend verschiedene Seiten zusammenzuführen. Kösters Großvater war Bürgermeister von Schlangen. An diese Familiengeschichte möchte er nun gerne anknüpfen.

Herr Dr. Köster, wir sitzen auf Ihrer Terrasse. Warum ist das Ihr Lieblingsplatz?

Dr. Ralf Köster: Man sitzt in der Natur. Früher konnte man ohne Windräder schön ins Freie gucken. Das Haus ist 2016 gebaut. Es war immer mein Traum, wieder da zu wohnen, wo ich groß geworden bin. Mein Elternhaus ist 200 Meter entfernt. Da hinten stand ein Fachwerkhaus, wo mein Großvater, der Bürgermeister war, gelebt hat. Das ist der Nukleus, aus dem ich komme. Hier fühle ich mich wohl.

Warum möchten Sie Bürgermeister von Schlangen werden?

Ralf Köster: Ich habe während meiner weltweiten Reisetätigkeit viele unterschiedliche Mentalitäten kennengelernt. Dabei habe ich gelernt, dass man seinen Verhandlungspartner nie vor den Kopf stoßen sollte. Das ist in der Politik verloren gegangen. Ich finde es gut, wenn Menschen, die aus der Industrie kommen, im gesetzteren Alter in die Politik gehen. Eigentlich wollte ich mich zur Ruhe setzen, aber die schlechte Lage nach Corona hat mich bewogen, doch noch einmal in die Politik gehen zu wollen: Die Sozialsysteme stehen vor dem Kollaps. Die Gesellschaft ist kaum noch diskursfähig.

Sie treten als unabhängiger Kandidat an...

Ralf Köster: Meine Unabhängigkeit sehe ich als klares Schlüsselelement meiner Kandidatur. In der Kommunalpolitik haben Parteien meiner Meinung nach nichts zu suchen. Hier geht es um die Lebenswirklichkeit der Menschen, die hier wohnen. Die sind keine Parteigänger, sondern Mitbürger.

Großes Sorgenkind der Gemeinde Schlangen sind die Finanzen.

Ralf Köster: Es stehen große Herausforderungen an. Viele Kommunen stehen finanziell kurz vor der Haushaltssicherung. Wir werden sehen, dass die Einkommensteuerumlagen wegbrechen, wir werden sehen, dass in vielen Bereichen die Gewerbesteuereinnahmen wegbrechen – auch weil die Menschen kein Geld mehr haben und Anschaffungen zurückstellen. Davon wird Schlangen auch betroffen sein.

Was kann man also tun?

Ralf Köster: Wir haben in Schlangen innerhalb einer Bürgermeisterwahlperiode die Personalkosten verdoppelt, wo hingegen die Einnahmen nur um 13 Prozent gestiegen sind. Das geht nicht lange gut. Vor fünf Jahren sind wir mit 30 Leuten weniger ausgekommen. Welche Arbeiten hat es denn in der Verwaltung neu gegeben? Man muss effizienter werden und muss einige Arbeiten extern zukaufen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass mit der Einführung von KI in der Verwaltung Jobs wegfallen werden, denn viele Tätigkeiten dort sind klar strukturierte Standardaufgaben.

Und wie kann die Kommune Einnahmen generieren?

Ralf Köster: Wir müssen die Bereiche fördern, die uns auch Einnahmen bringen. Also nicht das Filialunternehmen Aldi. Dessen Steuer geht nach Essen. Bei einem Franchise-Unternehmen wie Rewe fällt hier vor Ort Gewerbesteuer an. Diese Unterscheidung muss man inzwischen als Kommune mittlerweile machen. Wir müssen strategischer vorgehen: Nicht unser Gewerbegebiet mit sechs Hektar Lagerplatz zupflastern, der ebenfalls keine Gewerbesteuereinnahmen bringt.

Es gibt doch das Nahversorgungskonzept...

Ralf Köster: Das Nahversorgungskonzept ist ein Fehler gewesen. Wir haben, indem wir eine Kernzone definiert haben, dort nun quasi eine Veränderungssperre. Ehemalige Läden in Wohnungen umzubauen, ist damit nicht mehr möglich. Und wir haben uns die Möglichkeit, Gewerbe in Richtung Bad Lippspringe anzusiedeln, fast komplett verbaut. Das geht nur noch, wenn deren Sortiment in der Kernzone nicht vorhanden ist. Damit hätte man aber Kaufkraft aus Bad Lippspringe zurückholen können. Verstehe ich bis heute nicht, dass man sich so naiv den gleichen Planer wie Bad Lippspringe hat aufschwatzen lassen.

Die Ausgleichsrücklage wird wohl 2026 aufgebraucht sein. Kommt dann für Schlangen die Haushaltssicherung?

Ralf Köster: Wir planen als zwei große Vorhaben den Schulausbau in Oesterholz mit knapp 10 Millionen Euro Kosten und den Neubau einer Feuerwehrhalle. Das sind Entscheidungen, die im Rat gefallen sind, aber mit dem Label &bdquo;unter Finanzierungsvorbehalt“. Das sind also ungedeckte Schecks, die sich so nicht umsetzen lassen werden. Beides wird nur kommen, wenn es eine Förderung gibt. Und da bin ich mir nicht sicher, ob es die geben wird.

Wir haben jetzt schon oft über Bad Lippspringe gesprochen. Wie sehen Sie das Verhältnis der Kommunen?

Ralf Köster: Wegen der Nähe zueinander sind beide Kommunen prädestiniert für eine Zusammenarbeit. Trotzdem bin ich gespalten. Es ist eine Kreisgrenze dazwischen und Bad Lippspringe hat andere Interessen und denkt natürlich erstmal an sich. Wir sehen es gerade am Aldi und auch bei der kommunalen Wärmeplanung. Wir haben gerade einen Bürgermeister, der sehr eng mit Bad Lippspringe zusammenarbeitet, aber das ist kein Verhältnis auf Augenhöhe. Wir sind Lipper, wir wollen eigenständig bleiben. Das war schon Thema meines Großvaters, als der Bürgermeister war.

Persönlich Dr. Ralf Köster (58) ist verheiratet und hat ein Kind. Er ist promovierter Maschinenbauer und hat 30 Jahre lang weltweit in den Bereichen Einkauf, Logistik, Lieferketten-Management und Entwicklung in Zulieferbetrieben für die Automobilindustrie gearbeitet. Seit 2023 ist er Privatier, betreibt eine Fischfarm in Bad Lippspringe und besitzt mehrere Immobilien, die er vermietet. Schon 2000 saß er für die SPD im Schlänger Rat ohne SPD-Mitglied zu sein.

Bürgermeisterwahl in Schlangen: Dr. Ralf Köster tritt als unabhängiger Kandidat an

Püster bleibt Bürgermeister - welche Pläne warten auf Schlangen?

Das sind die Bürgermeisterkandidaten für Schlangen

Warum Schlangen massive Finanzierungsprobleme hat

So schätzt Detmolds Kämmerin die Verschuldung in Lippe ein

Was sich im früheren Schlänger Gasthof Sibille Ostmann tut

Bürgermeisterkandidatin Diana Ammer will „die Stimmen der Bürger ernst nehmen“