Immer mehr Flächen mit Hanf in NRW: So funktioniert der legale Anbau

Bielefeld/Bonn. Er hebt sich mit seinen fingerartigen Blättern nicht nur optisch, sondern auch in puncto Geruch von Mais und Getreidepflanzen auf den heimischen Äckern ab: der Hanf.

Fläche wächst Während Dealer wegen illegalen Hanf-Anbaus und Gewinnung von Cannabis und Marihuana in den Knast gehen, reifen auf Feldern in OWL Hanf-Pflanzen gleich Hektar-weise. Für die Landwirte - und allein ihnen ist der Anbau dieses Nutzhanfs erlaubt – gelten strenge Auflagen und Meldevorgaben. In Nordrhein-Westfalen werden rund 320 Hektar von 55 Landwirten angebaut, so die vorläufigen Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn. Genaue Daten zu Standorten geben die Bonner aus Datenschutzgründen nicht heraus. Die Behörde, so ihr Sprecher Thassilo von Leoprechting, geht davon aus, dass die Hanffläche ansteigt. Bislang liegen noch nicht alle Zahlen vor. Bundesweit sind es nach den bisherigen Daten rund 6.600 Hektar Nutzhanf – nach den Einschätzungen der BLE-Experten könnten es 2022 aber rund 7.000 Hektar werden, 2021 waren es noch rund 6.400 Hektar.

Infos laufen in Bonn zusammen Bei der Bonner Behörde laufen wichtige Informationen zu Flächen, Sorten und THC-Gehalt zusammen. Denn der Gehalt der Drogensubstanz Tetrahydrocannabinol im Nutzhanf ist entscheidend. Derzeit liegt der THC-Grenzwert bei 0,2 Prozent, im kommenden Jahr dürfen es 0,3 Prozent sein.

&bdquo;Die BLE ist ausschließlich für die Kontrolle der Einhaltung der zulässigen THC-Gehalte der angebauten Nutzhanfsorten zuständig. Jeder Anbaubetrieb muss den Anbau bei der BLE und bei dem zuständigen Bundesland anmelden“, erklärt von Leoprechting.

Landwirte dürfen nur zertifiziertes Saatgut einsetzen Über diese THC-Daten wird dann wiederum festgelegt, welche Hanfsorten überhaupt angebaut werden dürfen. Sorten, die – obwohl zunächst zugelassen – im praktischen Anbau zu hohe THC-Werte aufweisen, werden vom Bundessortenamt gestrichen und dürfen damit auch nicht mehr angebaut werden. Anders als bei Getreide dürfen die Bauern keine eigenen Hanfkörner aus dem Vorjahr zur neuen Aussaat verwenden, sondern müssen in jedem Jahr neues zertifiziertes Saatgut kaufen.

Zwei Nutzungstypen Je nach der geplanten Nutzung richtet sich auch die Wahl der Sorte. Dabei gibt es grob zwei unterschiedliche Züchtungen. Es gibt kurzen, etwa 1,50 bis 1,80 Meter hohen Hanf mit so fantasievollen Namen wie Henola oder Finola, bei dem allein die Hanf-Körner – die botanisch gesehen Nüsse sind – per Mähdrescher geerntet werden. Wie Raps können sie etwa zur Speiseölherstellung genutzt werden. Auch die entölten Reste können als Nahrungs- oder Futtermittel genutzt werden. Die deutlich längeren Sorten werden meist als nachwachsende Rohstoffe, etwa zu Dämmmaterial bei der Gebäudesanierung, verarbeitet.

Wer informiert werden muss Landwirte sind verpflichtet, die Felder, auf denen der Hanf wachsen soll, sowohl an die Landwirtschaftskammer NRW als auch an die Bundesanstalt in Bonn melden. Ist der Hanf etwa Ende April ausgesät, ist es Vorschrift, in einem zweiten Schritt sowohl die Aussaat als auch die gedrillte Mengen an die Kammer zu melden. Als zusätzlicher Nachweis werden die Aufkleber der Saatgut-Säcke, auf denen Sorte und Chargennummer vermerkt sind, an die Kreisstellen gesandt. Die wiederum meldet dann ihre Daten auch nach Bonn.

Wenn die Pflanzen in die Blüte übergehen, müssen die Bauern den Beginn der Blüte melden. Denn die Bonner Experten und ihre Kollegen in den Außenstellen nehmen Proben der Blüten von ausgewählten Feldern. Diese Blüten werden auf den Gehalt an THC untersucht. Erst wenn die Mitarbeiter der BLE ihre Proben gezogen haben und eine schriftliche Erlaubnis beim Landwirt vorliegt, kann mit der Ernte begonnen werden.

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