Klappstuhl oder Bierzeltbank: Gläubige müssen in Brakeler Kirche eigene Möbel mitbringen

Brakel-Gehrden. Man macht sich darüber womöglich gar keine Gedanken, aber Kirchenbänke sind eine Erfindung neueren Datums. &bdquo;Die längste Zeit ihres Bestehens war die Klosterkirche unmöbliert, erst mit dem Predigtwesen kamen die Kirchenbänke auf“, sagt der Gehrdener Pastor Detlef Stock.

1142 wurde das Gehrdener Benediktinerinnenkloster gegründet und die erste Kirche gebaut. Sie kam damals ohne Sitzbänke aus wie alle Kirchen in dieser Zeit. &bdquo;Die Menschen standen oder knieten im Gebet, sitzen war nicht üblich“, ergänzt Pfarrleiter Monsignore Andreas Kurte. Das denkmalgeschützte historische Gestühl der Gehrdener Kirche St. Peter und Paul stammt aus der Barockzeit.

Es wurde bereits im vergangenen Sommer abgebaut und sicher eingelagert. Der Innenraum der Kirche wird seither einer Renovierung unterzogen. &bdquo;Ausgangspunkt war die Modernisierung der Beleuchtung, in dessen Folge auch die Elektrik insgesamt sowie ein neuer Anstrich und verschiedenste Ausbesserungen und Wartungsarbeiten ausgeführt wurden“, sagt Kurte.

Seit Juli keine Gottesdienste mehr in Kirche in Brakel-Gehrden Insgesamt 600.000 Euro wurden investiert, von denen die Gehrdener Gemeinde mit ihren 500 Mitgliedern 150.000 Euro selbst aufbringen musste. Die Montage der neuen Beleuchtung und die Anstreicherarbeiten sind abgeschlossen, das Gerüst ist entfernt. &bdquo;Wir haben die Kirche jetzt in ihrem romanischen Ursprungscharakter vor Augen, wie zu ihrer Entstehungszeit und das wollen wir mit einer kleinen Veranstaltungsreihe den Menschen zeigen“, sagt Kurte.

Seit Juli finden in der Kirche keine Gottesdienste statt. An Gründonnerstag soll erstmals wieder offiziell eine Messe gefeiert werden – ohne Kirchenbänke. Auch die von vielen Hundert Menschen besuchte Karfreitagsmesse mit der anschließenden Kreuztracht wird ohne Bänke stattfinden. &bdquo;Irgendwann nach Ostern wird die Kirche wieder eingeräumt, solange feiern wir ohne Bänke“, erklärt Kurte. Wer eine Sitzgelegenheit braucht, bringt sich eine mit. Das kann ein Klappstuhl sein oder eine Biertischgarnitur oder eine Yogamatte. Alles ist erlaubt.

Kirche in Brakel-Gehrden wird zur Galerie Unter dem Titel &bdquo;Leerräume“ haben Gemeindemitglieder und Besucher ab Sonntag 16. März, Gelegenheit bei insgesamt acht Veranstaltungen dort ihren Platz zu finden. &bdquo;Nimm Platz – wo ich meinen Platz in der Kirche habe“, lautet der Titel der Auftaktveranstaltung um 18 Uhr. Bei einem Gottesdienst mit Begegnung haben die Besucher Gelegenheit, sich im Kirchenraum neu zu finden. Weiter geht es mit einem Familienkinoabend am Freitag, 21. März und einem Konzert mit Gehrdener Chören am Sonntag, 23. März, 16 Uhr.

Ein besonderer Höhepunkt ist eine Kunstausstellung vom 28. März bis zum 6. April mit den Künstlern Ingrid Heuchel (Bellersen), Ottmar Paul (Gehrden) und Hans Kordes (Kaunitz). Die Eröffnung ist am Freitag, 28. März, um 19 Uhr. Einen Flyer mit allen Veranstaltungen gibt es zum Download auf der Internetseite des Pastoralen Raumes (www.pr-brakel.de). Karfreitag ist am 18. April. Dann findet um 9.30 Uhr die traditionelle Karfreitagsmesse mit der anschließenden Kreuztracht statt. In diesem Jahr werden wegen der fehlenden Bänke wohl erstmals alle Gläubigen in der Kirche Platz finden.

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