Lemgo. DHB-Pokal-Viertelfinale? Der TBV Lemgo Lippe ist dabei. Am Dienstagabend setzten sich die Hansestädter gegen die Füchse Berlin mit 32:29 (25:25, 12:15) nach Verlängerung durch. 1821 Zuschauer in der Phoenix-Contact-Arena sahen das von Lemgos Trainer Florian Kehrmann angekündigte „Do-or-die-Spiel", das an Spannung nicht zu überbieten war. Damit überwintern die Lemgoer in drei Wettbewerben und haben weiter die Chance, ihren Handball-Pokal-Titel zu verteidigen. Kurioses aus Berlin Erst am Freitag verpflichteten die von Corona erwischten Füchse Thomas Oehlrich (37) für zwei Spiele (am Sonntag beim 34:30 gegen Hamburg und gestern in Lemgo). Der frühere Kreisläufer und Abwehrspezialist des DHfK Leipzig spielt inzwischen bei Concordia Delitzsch in der 4. Liga. Oehlrich zur B.Z: „Ich saß am Mittwoch mit meiner Frau und Tochter Mia beim Kartenspielen, als Stefan Kretzschmar anrief, ich dachte, es geht um ein Benefizspiel." Überlegen musste Oehlrich, der eigentlich Polizist beim LKA Sachsen ist, nicht lange: „Wir mussten einiges umplanen bei meinen Diensten und der Kinderbetreuung. Ich bin allen dankbar, die das möglich gemacht haben. Nach vier, fünf Jahren nochmal Bundesliga zu spielen, war einfach geil. Ein Mega-Erlebnis." Oehlrich schläft übrigens bei Linksaußen Milos Vujovic auf dem Sofa. Sport-Vorstand Stefan Kretzschmar schwärmt und lacht: „Oehle ist ein unfassbarer Typ, er hat bei der ganzen Aktion nicht einmal nach Geld gefragt." Spielverlauf Der TBV, bei dem Keeper Peter Johannesson für Timon Mühlenstädt in den Kader zurückkehrte, erwischte einen miesen Start. Beim 1:6 (9.) nahm Trainer Kehrmann die erste Auszeit. Bei den Füchsen staden die Erfolgsgaranten vom Hamburg-Spiel – Wiede, Andersson, Lindberg und Vojovic (erzielten 30 der 34 Tore) – in der Startformation. Beim 6:7 nach zwei Carlsbogard-Treffern war Lemgo zurück. Reitemann traf in der Schlusssekunde den Pfosten, so dass es mit 12:15 in die Pause ging. Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein Krimi, beim 16:20 nach einer umstrittenen Siebenmeter-Entscheidung, sahs nicht gut aus, doch 1:15 Minuten vor dem Ende glich Elisson erstmals aus. Der letzte Wurf von Wiede ging an den Pfosten – Verlängerung über 2x5 Minuten. Hier ging der TBV in der 67. Minute erstmals in Front. Elisson avancierte mit vier Treffern in der Extrazeit zum Matchwinner. Trainerstimmen Trotz der Niederlage zollte Füchse-Berlin-Trainer Jaron Siewert seinem Team „Riesenrespekt, es hat alles rausgeholt". Während der regulären Spielzeit habe seine Mannschaft die Chance gehabt, das Spiel zu entscheiden: „Auch in der Verlängerung können wir mit drei Toren weg gehen. Nun hoffe ich, dass Lemgo den Pokal gewinnt." Florian Kehrmann weiß, „dass das noch ein weiter Weg ist. Die Zuschauer haben uns heute gepusht und gaben den Ausschlag." Der Lemgoer Trainer musste, „weil uns die Zeit weglief", frühzeitig den siebten Feldspieler bringen und „All-in gehen. In der Verlängerung dachten alle, Berlin machts. Wichtig war, dass wir Anwurf hatten, das war mir bei der Wahl wichtig." Statistik TBV Lemgo Lippe: Zecher (1.-25., 64.-70), Johannesson; Hutecek, Elisson (13/2), Kogut, Simak (1), Carlsbogård (3), Schagen, Schwarzer, Suton (8), Zerbe (2), G. Guardiola (1), Cederholm (3), Reitemann, Blaauw, Geis.