Kreis Lippe. Intensivstationen, Straßen, Rathäuser: In Lippe wird in diesem Jahr viel gebaut. Das zeigt unsere Auswahl.
Bad Salzuflen
Investitionen im Überblick: Die Stadt plant Investitionen im Gesamtwert von 63 Millionen Euro, für die sie Kredite in Höhe von 45 Millionen Euro aufnehmen muss. Die größten Posten sind die Schulzentren Lohfeld und Aspe (etwa 30 Millionen Euro ab 2017), der Neubau einer Kita am Rathaus und der Ausbau des offenen Ganztags an den Grundschulen. Mehrere Millionen Euro werden in die Umgestaltung des Kurparks fließen, in den Neubau einer Feuerwache und die energetische Sanierung des Rathauses.
Barntrup
Ortsumgehung: Etwa eindreiviertel Jahre nach der Mittelfreigabe will der Landesbetrieb Straßenbau im Sommer 2017 Nägel mit Köpfen machen: Dann sollen die Bauarbeiten für die Barntruper Ortsumgehung beginnen. Wie bei solchen Projekten üblich,werde mit dem Brückenbau begonnen, sagt Sven Johanning, Sprecher des Landesbetriebs Straßenbau in Bielefeld.
Parallel dazu werde der eigentliche Straßenbau für die etwa sechs Kilometer lange Umgehung vorbereitet, die einen Bogen nördlich um die Stadt macht. Das Gesamtprojekt soll 26 Millionen Euro kosten. Im Osten schließt die B 66 an die aus Hameln kommende B 1 an. Die Umgehungsstraße dockt im Westen der Stadt an die bisherige B 66 Richtung Dörentrup und die L 758 nach Selbeck und Großenmarpe an. Bis zur Fertigstellung wird es Johanning zufolge noch mehrere Jahre dauern.
Detmold

Krankenhaus: Anfang April können erste Rettungshubschrauber auf dem Dach landen, dann soll der Helikopterlandeplatz in Betrieb genommen werden. Das 2,3-Millionen-Euro-Projekt hat das Klinikum aus eigenen Mitteln gestemmt. 2017 rollen zwar noch keine Bagger an, aber die Konzeptionierung, etwa für den OP-Trakt, eine Notaufnahme und eine moderne Bettenstation, läuft. 33,9 Millionen Euro sollen in den Standort fließen.
Stadtverwaltung: Die Stadt will das ehemalige Bundeswehr-Facharztzentrum an der Heldmanstraße kaufen und möchte mit einem Teil der Verwaltung dorthin ziehen, um mehrere über das Stadtgebiet verstreute Fachgebiete zusammenlegen zu können. Kostenpunkt: 3,75 Millionen Euro für Kauf, Umbau und Umzug.
Sozialer Wohnungsbau: 3,7 Millionen Euro sollen in ein Gebäude mit 26 Wohneinheiten an der Felix-Fechenbach-Straße, oberhalb des Kreishauses, fließen. Der erste Spatenstich ist erfolgt, die Fertigstellung ist für Frühjahr 2018 geplant.
Parkhaus Finanzamt: Bereits seit Mitte vergangenen Jahres laufen die Arbeiten am Parkhaus am Finanzamt, das auf dem früheren Parkplatz der Behörde entsteht. Die Gesamtkosten werden aller Voraussicht nach 4,8 Millionen Euro betragen.
Dörentrup
Seniorenwohnen: An der Poststraße will der DRK-Kreisverband bis Frühjahr 2018 ein zweistöckiges Wohngebäude für Senioren bauen, er nimmt mit privaten Investoren etwa fünf Millionen Euro in die Hand. In dem Gebäude, auf einer Grundstücksfläche von 4.600 Quadratmetern, sollen ältere, pflegebedürftige oder behinderte Menschen ein Zuhause finden.
Lage
Großbaustelle in der City: Auf dem Gelände des ehemaligen City-Centers entsteht das „Forum am Drawenhof", künftiger Sitz der Stadtverwaltung. Ende des Jahres soll das 14 Millionen Euro teure Rathaus vollendet sein. Das historische Rathaus wird künftig in erster Linie für repräsentative Zwecke genutzt. Am Marktplatz werden die ehemaligen Rathäuser II und IIa abgerissen. Die Investorengemeinschaft Mölling und Kampeter errichtet einen Wohn- und Geschäftskomplex mit Platz für Arztpraxen. Investitionsvolumen: fünf Millionen Euro.
Lemgo

Astrid-Lindgren-Schule: Der Neubau von zwei Gebäuden für die Astrid-Lindgren-Förderschule ist beschlossene Sache. Etwa 19 Millionen sollen an den Vogelsang fließen, wo die jüngeren Schüler unterrichtet werden. Noch einmal zehn Millionen sind für ein Berufsförderzentrum samt Mensa am Lüttfeld vorgesehen.
2017 will der Kreis dem Bund das Baugrundstück am Sportplatz Vogelsang abkaufen und Gutachten in Auftrag geben. Es folgt die europaweite Ausschreibung, bei der Baufirmen und Architekten Entwürfe auf den Tisch legen. Voraussichtlich 2021 soll die Einrichtung aus Leese umziehen.
Ausbau der Bega: Nach dem Abschnitt bis zum Langenbrücker Tor folgt 2017 die Etappe zum SchlossBrake. Die Bega wird naturnah gestaltet und erhält eine Flutmulde, in der im Hochwasserfall Wasser zurückgehalten werden kann, damit dieses nicht die Lemgoer Altstadt flutet. Stichwort "Stadt ans Wasser": Lemgo will zwei Fliegenmit einer Klappe schlagen und die Bega-Auen zu einem Areal entwickeln, das die Bürger gern besuchen. Es fließen mehr als acht Millionen Euro.
Erneuerung der Fußgängerzone: Bauabschnitt zwei der Vier-Jahres-Maßnahme: Die Lemgoer Fußgängerzone bekommt ein neues Gesicht. Ab der Wasserstraße geht es 2017 bis kurz vor dem Marktplatz so richtig zur Sache. Nah am Herzen der Stadt gibt es neue Leitungen, Rohre, Hausanschlüsse und schließlich den chinesischen Granit obendrauf. Auch 2018 und 2019 werden von der Erneuerung der Fußgängerzone geprägt sein. Gesamtbausumme: mehr als acht Millionen Euro.
Modernisierung der Kläranlage: Insgesamt wird die Stadt Lemgo mehr als 15 Millionen Euro in ihre Kläranlage investieren müssen, Geld, das sie zu einem kleineren Teil per Landeszuschüsse bekommt, sich aber auch über Gebühren von den Bürgern wieder holt. Doch es geht kein Weg daran vorbei: Die Technik ist veraltet, die Vorschriften schärfer als früher.
Heinrich-Drake-Hauptschule: Der energetisch ziemlich marode Osttrakt der Lemgoer Hauptschule soll abgerissen und ab dem Sommer durch einen Neubau ersetzt werden. Die Baukosten dürften jenseits der Zwei-Millionen-Marke liegen. Problem des Altbaus: Erstammt aus den 70er Jahren und ist durch seine Würfelbauweise mit vielen Innenhöfen und Außenwänden schlecht für die Energiebilanz.
Wallschule: Der Umzug der Musikschule von der Wallschule nach Brake und ein Anbau am Marianne-Weber-Gymnasium sind vom Tisch. Denn es "droht" G9: Kehren die Gymnasien zur neunjährigen Lehre zurück, würde der MWG-Anbau hinten und vorne nicht reichen. Also will die Verwaltung die Wallschule als gemeinsame Heimstatt der beiden Gymnasien doch lieber behalten und sanieren. 2017 soll zumindest die Planung für die Millioneninvestition stehen.
Innovation-Campus: Der Innovation Campus ist das spannendste und weitreichendste Projekt in der Stadt mit einer Strahlkraft über die Region hinaus. Das Zusammenspiel ist etwas besonderes: Lehre, Forschung und Entwicklung, schulische und außerschulische Bildung, öffentliche und private Investitionen, Arbeitsplätze, gewerbliche und industrielle Innovation, im Wohnumfeld, in einer Mittelstadt mit historischem Stadtkern und hanseatischer Tradition, mit den kulturellen Angeboten der Region.
Die alte Hansestadt ist bereit fast fünf Millionen in vier Jahren in die Infrastruktur des Innovation Campus zu stecken. Darunter sind 1,5 Millionen- ein Drittel der Baukosten von 4,5 Millionen Euro an dem neuen Parkhaus. Dochzieht die Hochschule mit? Diese Frage wollte und konnte der scheidende Präsident Dr. Oliver Herrmann nicht mehr beantworten; jetzt ist sein Nachfolger Dr. Jürgen Krahl gefragt. Klar ist: Ohne das Parkhaus wird der Platz für Neubauten schnell knapp.
Städtischer Bauhof: An der Herforder Straße sollte eigentlich ein neuer Bauhof entstehen. Doch dann lagen die Angebote der Baufirmen aus Sicht der Stadt astronomisch hoch - bei neun Millionen. Jetzt wird nachverhandelt. Die Signale seien positiv, meint Bürgermeister Dr. Reiner Austermann, doch noch etwas oberhalb der erhofften 6,5Millionen Euro Baukosten zu landen. Wenn das gelingt, soll der Bau unbedingt 2017 beginnen und Anfang 2018 abgeschlossen sein.
Nordumgehung: Im Bundesverkehrswegeplan hat die Vollendung der Umgehungsstraße, die derzeit abrupt bei McDonalds endet, Einzug gefunden. Die 3,2-Kilometer-Trasse zum Klinikum hängt nun am Land NRW, das den Trassenentwurf beim Landesbetrieb Straßenbau in Auftrag geben müsste - Auftakt für ein mehr oder minder langwieriges Planfeststellungsverfahren. Gut möglich, dass eine neue Landesregierung Schwung in die Sache bringt.
Klinikum: Ab Juli wird eine neue Intensivstation gebaut. Die Investitionen betragen 7,1 Millionen Euro. Sie soll im Herbst 2018 eröffnet werden.
Leopoldshöhe
Ausbau der B 66 zwischen Hillegossen und Asemissen: Der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 66 auf zwei Kilometern wird auf 19Millionen Euro taxiert. Der Bau werde "sehr aufwendig", sagt Sven Johanning vom Landesbetrieb Straßenbau, zumal ja die Bundesstraße nicht einfach gesperrt werden könne. Also müssten provisorische Spuren her, über die der Verkehr während der Straßenbauarbeiten rolle - aber nicht vor 2018. Denn das laufende Jahr sei für umfangreiche Vorarbeiten reserviert.
So müsse eine Vielzahl von Versorgungsleitungen verlegt werden, unter anderem muss die Gemeinde Leopoldshöhe 2017 Trinkwasserleitungen in dem Bereich neu in die Erde bringen, damit der Straßenbau 2018 starten kann. Und: Der zurzeit auf Eis liegende Abriss des Scherenkrugs muss weitergehen. In dem Gebäude waren Schadstoffe gefunden worden.
Derzeit suche die Abbruchfirma nach einem Partner, der auf die Entsorgung von Schadstoffen spezialisiert sei. Laut Johanning könnte es mit dem Abriss Ende Februar oder Anfang März dieses Jahresweitergehen. "Zeitlich ist das unkritisch", sagt er.
Kommentar: "Dranbleiben lohnt sich"
von Martin Hostert
In ganz Lippe werden in diesem Jahr die Bagger anrollen – und zu den „Millionenprojekten" gesellen sich viele kleine hinzu. Der Blick über die Baustellen zeigt: Dranbleiben lohnt sich. Wer hätte gedacht, dass die Ortsumgehung Barntrup tatsächlich mal kommen wird? Dass der Kreis 19 Millionen Euro in eine Schule investiert – der dickste Batzen seit Jahren? Oder das Salzufler Rathaus energetisch saniert wird?
Hier und an vielen anderen Stellen werden Millionen in die Hand genommen: Von den Kommunen, dem Land und dem Bund – aber auch vom Landschaftsverband in Münster, privaten Investoren oder dem Deutschen Roten Kreuz. Es sind Projekte, um die engagierte Bürger und ehrenamtliche Politiker teilweise seit Jahren gestritten haben (wie in Lage), die den Hochschulstandort sichern (Lemgo), für deren Finanzierung hinter den Kulissen harte Verhandlungen nötig waren (wie für die Krankenhaushaus-Millionen) oder worauf eine Stadt lange gewartet hat (am Finanzamt Detmold wird tatsächlich ein Parkhaus gebaut!).
Die Millionenprojekte zeigen also, dass es weitergeht in Lippe – auch wenn (noch) weder eine Umgehung für Lage noch ein Neubau der B239 in Bad Salzuflen darunter sind. Dranbleiben lohnt sich dennoch. Das gilt für Bürger ebenso wie für die Politiker vor Ort, in Düsseldorf oder Berlin, die das Geld bereitstellen müssen.