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Bürgermeisterwahl Lage: CDU, SPD, FDP, Grüne und AfD stellen Kandidaten

Yvonne Glandien

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Für das neue Rathaus wird ein neuer Bürgermeister gesucht. Zur Wahl am 26. Mai haben sich bislang fünf Kandidaten aufstellen lassen. - © Wolfgang Becker
Für das neue Rathaus wird ein neuer Bürgermeister gesucht. Zur Wahl am 26. Mai haben sich bislang fünf Kandidaten aufstellen lassen. (© Wolfgang Becker)

Lage. Eigentlich hätte er noch ein Jahr durchhalten sollen. Lages Bürgermeister Christian Liebrecht wartet aber nicht bis zur Kommunalwahl 2020, um sein Amt niederzulegen. Stattdessen sollen die Lagenser Ende Mai über einen Nachfolger abstimmen. Fünf Kandidaten haben sich dafür zur Verfügung gestellt. Ein Überblick.

Bei der Bürgermeisterwahl am 13. September 2015 gab es ein klares Ergebnis für den CDU-Kandidaten Christian Liebrecht. Mit 60,18 Prozent der Stimmen konnte er sich gegen seinen parteilosen Konkurrenten Bernd Roetzl durchsetzen. Von damals 27.997 Wahlberechtigten hatten 11.408 ihre Stimme abgegeben. Das macht eine Wahlbeteiligung von 40,75 Prozent aus - im Vergleich zu den vorherigen Wahlen war es das schlechteste Abschneiden. 2009 waren es noch 52,24 und 2004 57,6 Prozent. Die außerordentliche Wahl am 26. Mai lässt sich damit aber wohl nicht vergleichen. Schließlich wird sie nicht im Kontext einer Kommunalwahl stattfinden, bei der neben dem Bürgermeister auch der Landrat gewählt wird, sondern sie steht für sich. Zeitgleich findet zwar die Europawahl statt, jedoch dürfte sich diese nicht auf die Wahlbeteiligung auswirken.

"Demokratie lebt vom Wechsel"

Für Liebrecht war es die dritte Amtszeit als Bürgermeister der Zuckerstadt. Im Oktober 2004 war er ins Rathaus eingezogen. Eines seiner Ziele war es, langfristig für die Zukunft Lages zu sorgen. Im Interview sagte er vor der letzten Wahl: "Dazu gehören unter anderem die Innenstadtentwicklung mit dem Umbau des City-Centers, die Stärkung der Ortsteile und die Imageverbesserung der Stadt."

Im November 2018 hatte Christian Liebrecht dann das plötzliche Ende seiner Amtszeit verkündet. Die Gründe seien teils persönlicher Natur - Liebrecht will nach einem Unfall seines Bruders dessen Geschäfte zum Teil übernehmen -, zum anderen habe er viele seiner politischen Ziele bereits erreicht. "Die Demokratie lebt bekanntlich vom Wechsel", sagte er gegenüber der LZ. Sein letzter Arbeitstag: der 17. Mai 2019.

Information
In den kommenden Wochen finden Sie alle Infos rund um die Bürgermeisterwahl in Lage im LZ-Spezial.

Nun muss ein neuer Bürgermeister die Lücke füllen. Gewählt wird am 26. Mai - zeitgleich mit der Europawahl. Fünf Kandidaten haben sich aufstellen lassen. SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und CDU haben jeweils einen möglichen Nachfolger nominiert. Am 20. März hat auch die AfD einen Kandidaten ins Rennen geschickt. Die noch recht jungen Partei bemüht sich erstmals um den Chefsessel in einem lippischen Rathaus. Am Montag, 8. April, um 18 Uhr endet die Frist für weitere Kandidaturen.

Das sind die Kandidaten

Dr. Stefan Everding (CDU)

Dr. Stefan Everding ist erst im vergangenen Jahr in die CDU eingetreten. Er habe schon immer eine politische Tätigkeit übernehmen wollen und verfüge über eine Menge Berufs- und Managementerfahrung, sagte er bei der Bekanntgabe der Kandidatur. Wenn man antrete, wolle man das nicht nur für eine Legislaturperiode tun, sondern für länger. Werde er im Mai gewählt, sei er bis 2025 als Bürgermeister im Amt, ist sich Everding sicher. Seiner Ansicht nach habe sich Lage in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Eine Menge Diskussionsstoff sieht er in Zukunft mit der geplanten Ortsumgehung auf die Politiker zukommen. "Als Mitglied des Kuratoriums der Gesundheitsstiftung Lippe sehe ich viele Möglichkeiten, für Lage auf medizinischem Gebiet zusätzlichen Nutzen zu schaffen, sei es, was eine Kooperation mit dem Klinikum Lippe-Detmold anbetrifft oder die Ansiedlung weiterer Mediziner", sagte Everding im LZ-Interview. Der 54-Jährige ist im Vorstand der Lippischen Landes-Brandversicherung. Zu seinen Hobbys zählen Joggen, Segeln und Camping.

Matthias Kalkreuter (SPD)

Matthias Kalkreuter will sich in den nächsten sechs Jahren um mehrere Punkte kümmern, zum Beispiel um eine attraktivere Innenstadt. „Dazu gehört nicht nur ein neues Rathaus, sondern eine Verschönerung des Marktplatzes mit Städtebaumitteln", sagte der Bürgermeister-Kandidat. Als Heidener liege ihm zudem die Förderung der vielfältigen Lagenser Dörfer am Herzen. Kalkreuter möchte gerne an den Ortsteil-Foren des Stadtentwicklungskonzeptes weiterarbeiten. Dafür will er als Bürgermeister ein Budget von jährlich 100.000 Euro zur Verfügung stellen, um unter anderem die medizinische Versorgung, den ÖPNV und die Infrastruktur vor Ort zu erhalten. Erst kürzlich ist Kalkreuter zum zweiten Mal Vater geworden. Auch deshalb sei ihm eine Bestandsgarantie für alle Kita- und Grundschulstandorte wichtig. "Qualitätsverbesserung ist in Schulen und Kitas ein großes Thema. Wir sprechen zwar darüber, aber bisher hat es noch keiner angepackt", sagte Kalkreuter im LZ-Interview. Ab Herbst möchte er zu einem Runden Tisch zur Qualitätsverbesserung auf diesem Gebiet einladen. Der 32-Jährige arbeitet als Diplom-Verwaltungswirt bei der Stadt Bielefeld. In seiner Freizeit schwimmt er gerne und leitet die Schwimmabteilung der TG Lage.

Frank Drexhage (Bündnis 90/Die Grünen)

Der 57-Jährige ist seit Anfang 2013 Mitglied der Grünen. „Dies ist die einzige Partei, die sich ernsthaft um den Klimaschutz kümmert", erklärte Frank Drexhage. Er arbeitet im Stadtrat seit der jüngsten Kommunalwahl mit und ist zudem Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss, im Personal- und Rechnungsprüfungsausschuss. Der verheiratete Vater von zwei Kindern arbeitet als Organisator im Personalbereich des Kreises Lippe. Warum er sich bewirbt? „Weil ich ein alter Lagenser bin", sagte Drexhage. Er möchte nicht den anderen Fraktionen das Feld überlassen, sondern auch für seine Partei Werbung machen. Er kenne sich etwas in Finanzen aus, aber vor allem in einer Verwaltung und wisse, wie diese „tickt". Er möchte versuchen, den Umweltschutz mehr in die Verwaltungsarbeit einfließen zu lassen. Drexhages Auffassung nach müsse sich jeder Bürger angesichts drohender Umweltgefahren durch Klimaveränderung, Luftverschmutzung, Verunreinigung des Trinkwassers und mehr fragen, wie er zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt beitragen wolle. Umweltschutz beginne bei jedem Einzelnen und auf staatlicher Seite bei der kleinsten Verwaltungseinheit, der Gemeinde. In seiner Freizeit engagiert er sich in Sportvereinen, vor allem der TG Lage und im Karneval.

Martina Hannen (FDP)

Martina Hannen ist die einzige Frau, die sich um das Bürgermeister-Amt in Lage bewirbt. Hannen ist FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat und Landtagsabgeordnete, gebürtig stammt die 49-Jährige aus Viersen am Niederrhein. Von Beruf ist sie Diplom-Juristin und in dieser Eigenschaft Dozentin für Medienrecht beim Berufskolleg für informationsverarbeitende Berufe in Paderborn und am Handwerksbildungszentrum in Bielefeld-Brackwede. Im Landtag ist Martina Hannen Sprecherin der FDP-Fraktion für berufliche Aus- und Weiterbildung. "Als Kommunalpolitikerin bin ich seit 20 Jahren tief in Lage verwurzelt und war an allen Entscheidungen der drei vergangenen Legislaturen mit beteiligt", sagte Hannen im LZ-Interview. Schwerpunktmäßig konzentriert sie sich politisch auf die hausärztliche Versorgung. In der Lagenser Innenstadt vermisst Hannen Gastronomie für junge Leute und Familien sowie weitere attraktive Einzelhandelsgeschäfte. Sollte Martina Hannen Bürgermeisterin werden, will sie ihr Landtagsmandat niederlegen. Ihr größtes Hobby sei ihre Familie, sagt sie. Weitere Hobbys seien Reisen in ferne Länder und das Erstellen von Fotoalben über ihre gesammelten Eindrücke.

Uwe Detert (AfD)

Uwe Detert wohnt in Heiden und hat einen kleinen Handwerksbetrieb. Ein politsches Amt hat er bislang noch nicht bekleidet. Detert war Kreissprecher der AfD Lippe. Als Bürgermeister möchte er die Verwaltung in Lage mehr als Organisation zusammenschweißen. Besonders die Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplans hält er für wichtig. "In den ÖPNV müssen Radverkehr und Kleinbuskonzepte für einige Ortsteile eingebunden werden, vielleicht ein Bürgertaxi", sagte Detert im LZ-Interview. Zudem kritisiert er das neue Rathaus. "Ich hätte das Technikum als Verwaltungssitz ausgebaut mit einer Tiefgarage für die Mitarbeiter. Ich hätte dort, wo das Rathaus jetzt ist, für eine Teilbebauung geworben und stattdessen eine Grünfläche geschaffen, die zum Verweilen einlädt." Uwe Detert ist 54 Jahre alt, langjähriger Vorsitzender einer Bürgerinitiative sowie Mitglied in einem Reit- und Fahrverein. Mit seiner Frau singt er im Gemeindechor Mixed Voices.

Wahltag

Rund 26.000 Lagenser sind zur Wahl am Sonntag, 26. Mai, aufgerufen. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Mit den ersten Hochrechnungen für die Bürgermeisterwahl ist aber erst später am Abend zu rechnen - denn zuerst müssen die Wahlhelfer die Stimmen für die Europawahl auszählen. Dass der neue Bürgermeister dann feststeht, ist nicht sicher. Eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen ist nicht unwahrscheinlich. Denn um gewählt zu sein, benötigt ein Bürgermeisterkandidat die absolute Mehrheit - ein schwieriges Unterfangen bei fünf Kandidaten. Ein Termin für die mögliche Stichwahl steht auch schon: Es ist Sonntag,16. Juni.

Die Wahlberichtigungen werden ab dem 23. April verschickt. Dann ist es auch möglich, Unterlagen für die Briefwahl zu beantragen. Wahlberechtigt sind alle Personen, die das 16. Lebensjahr vollendet haben und mindestens seit dem 16. Tag vor der Wahl in Lage wohnen.

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